Als wär's ein Stück ...

Antworten
Benutzeravatar
rodger
Beiträge: 6992
Registriert: 12.5.2004, 18:10
Wohnort: Oberhausen

Als wär's ein Stück ...

Beitrag von rodger »

... lein vom bzw. zum [ollen] May, dachte ich, als ich das las:
Heinrich Mann hat geschrieben:Selbstprüfung, wenn schon bescheidener: Kampf erleben noch einige neben Dir, aber dann auch Reue u. neue Thatkraft [...] nicht nur das "Leiden" um seiner selbst willen, diese wüthende Leidenschaft für das eigene Ich. Dieser Leidenschaft verdankst Du einige enge, aber geschlossene Hervorbringungen. Du verdankst ihr zudem die völlige Respektlosigkeit vor allem Dir nicht Angemessenem, eine "Verachtung", die locker sitzt wie bei keinem, kurz, die Unfähigkeit, den wirklichen Ernst eines fremden Lebens je zu erfassen ...
(an Bruder Thomas)
Heinrich Mann hat geschrieben:Alles verstehen wollen, aber nichts wirklich können und lieben, überall gewesen und schon wieder zurück sein, an nichts hängen, haltlos und unsachlich bis zum Grauen sein, ein Schein sein, eine Bühnenlarve - und dort, wo das Herz sitzt, nichts haben als die Anbetung des Erfolges, sei er bei durchgedrungenen Künstlern oder amerikanischen Milliardären, die unbedingte Anbetung jedes Erfolges, der sich in Geld ausdrückt; so und nicht anders mußte der Mann aussehen, der in solchem Reich die Norm war und allen ihr erhöhtes Bild bot
(über Wilhelm II. Ich dachte sogleich an den May der Renommierzeit Mitte der Achtzehnhundertneunziger ...)

(Quelle: Rororomonographie von Klaus Schröter, S. 84 / 96)

Bevor's wieder wie üblich einseitig als Aburteilung o.ä. mißverstanden wird: dieses Bild wird freilich nicht dem GANZEN May gerecht, aber Anteilen in ihm schon ... und zur Renommierzeit überwogen die vermutlich ...

(Außerdem: der [in seiner Kommentierung] spürbar parteiische Schröter übersieht ebenso wie H. Mann selber daß die Sache mit dem "den wirklichen Ernst eines fremden Lebens je zu erfassen" umgekehrt freilich genauso gilt ... sie konnten zueinander nicht kommen das Wasser war viel zu tief ... 8) )
Antworten