Buchdruckerschwarze Geisterwinzigkeiten

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Wolfgang Sämmer
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Buchdruckerschwarze Geisterwinzigkeiten

Beitrag von Wolfgang Sämmer »

Karl May als ein bedeutender Mann der Feder wußte mit diesem Werkzeug eben auch maysterlich umzugehen. Tauchen wir in seine Buchstabenwelt ein, so stoßen wir denn auch immer wieder auf skurrile, originelle, außergewöhnliche und überraschende Formulierungen; wie etwa in seinem Brief vom 9. Januar 1903 an Kurt Rudolph, wo er seine finstren Kritiker buchdruckerschwarze Geisterwinzigkeiten nennt; oder in seinem Roman Weihnacht!, wo er vor den Augen des völlig verblüfften Wirtes Franzl als Pendant zum Appetit das immerhin doch ziemlich ungewöhnliche Trinketit aus dem Hut zaubert. In diesem Thread, stelle ich mir vor, sollen solche skurrilen Sprachproben gesammelt werden; und zwar möglichst viele. Wimmelt es doch bei Karl May davon!
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rodger
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Re: Buchdruckerschwarze Geisterwinzigkeiten

Beitrag von rodger »

Als ich mit dem „Heinrich“ hinüber in die Wohnung kam, war es „Pauline“ zwar nicht möglich, jenes stereotyp verlegene, breite Lächeln zu verbergen, welches auch einem geistreichen Gesicht nur übel stehen würde; aber im Verhältnis zu ihrer sonstigen Intelligenz fand sie sich doch ganz leidlich in die für sie gewiss nicht angenehme Situation.
:D

ja, formulieren konnte er ...
Rene Grießbach
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Re: Buchdruckerschwarze Geisterwinzigkeiten

Beitrag von Rene Grießbach »

»[...] Ich sage Ihnen, ich habe ein Gemüth, ein Gemüth wie eine überreife Pflaume; sie fällt sogleich vom Baume, wenn man nur ein ganz klein wenig schüttelt.«
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Wolfgang Sämmer
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Re: Buchdruckerschwarze Geisterwinzigkeiten

Beitrag von Wolfgang Sämmer »

Karl May am 20. Mai 1908 an Rechtsanwalt Klotz:
Ich erscheine mir als Steckenpferd, welches Assessor Larrass nach Belieben sattelt, zäumt und reitet!
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Wolfgang Sämmer
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Re: Buchdruckerschwarze Geisterwinzigkeiten

Beitrag von Wolfgang Sämmer »

Karl May in Am Jenseits
Der Gewogene, die Wage und der Wägende, das war in mir vereint. Ich stand vor Gericht und war zugleich der Ankläger und der Richter.
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rodger
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Re: Buchdruckerschwarze Geisterwinzigkeiten

Beitrag von rodger »

Jo. So is datt. Aber ganz ohne Quatsch.
Die lange Anklagerede des Münedschi, freilich meint er sich selbst, hat das alles was da steht in sich erkannt ... Auch wenn er das im Buch Verleger und Publikum gegenüber gefälligerweise dann abstreitet.
"schimpfliche Büberei an arglosen Mitmenschen", Walther Ilmer. Immer mal wieder. Auch z.B. an Marie Hannes vor und nach 1900.
In Gartow mußte er feststellen daß seine Großzügigkeit und Menschlichkeit gewissermaßen als etwas wurmstichig empfunden wurde ...
Da war's Zeit für "Am Jenseits".

(mein Avatar greift das Thema Auseinandersetzung mit sich selber übrigens in entspannt-humoriger Weise auf.
vgl. "Der Chodem" ("Das Gewissen") von Sascha Schneider) :D

(Nachtrag: jener Avatar ist leider im Zuge einer Softwareumstellung verschütt gegangen. Da saß einer lächelnd neben einer großen freundlich guckenden Ratte ...)
Zuletzt geändert von rodger am 10.1.2023, 21:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Doro
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Re: Buchdruckerschwarze Geisterwinzigkeiten

Beitrag von Doro »

obwohl für eine leichtsinnige Seele auch das schon vollständig genügt, verschiedene Allotria und sonstige Dinge zu treiben, die ihr eigentlich verboten sind. Aber bedenklich, höchst bedenklich wird die Sache, wenn sie auf einmal anfängt, gleich zwei volle Tage wegzubleiben! Das ist doch unbedingt gegen den inzwischen leblosen Körper eine Rücksichtslosigkeit, die er sich unmöglich gefallen lassen kann, zumal es ihm in seiner Pflichttreue und Ordnungsliebe niemals eingefallen ist, auch einmal ohne sie spazieren zu gehen und sie einsam und ohne Subsistenzmittel zu Hause sitzen zu lassen!
Halef in Am Jenseits
People may hate you for being different and not living by society’s standards, but deep down they wish they had the courage to do the same. (Kevin Hart)
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