Angebliche Nachfahrin...

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Tobias K.
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Angebliche Nachfahrin...

Beitrag von Tobias K. »

Vielleicht hattet ihr das alle längst gesehen und wohlweislich ignoriert - aber sonst ist es mindestens unterhaltsam:

Karin Böttcher behauptet von sich, Beweise zu haben, dass sie die Urenkelin von Karl May ist. Die lokale Zeitung widmet der Sache immerhin vier eifrige Artikel, die als "Was wäre wenn" einen gewissen Reiz hatten. Aber ich frage mich da grade, ob das logistisch überhaupt möglich gewesen wäre...
Da wäre zum Beispiel die Geburtsurkunde von Hieronymus Romuald Dondelinger. Er wurde am 13. Januar 1890 in Oettingen in Lothringen geboren. Hieronymus Romuald Dondelinger war Karin Böttchers Großvater. Und seine Geburtsurkunde ist unterschrieben mit Karl May.

Die Mutter des Kindes ist die Luxemburgerin Elisabetha Dondelinger. Um 1884 sollen Karl May und Elisabetha Dondelinger geheiratet haben. Nur: Karl May war zu diesem Zeitpunkt bereits seit vier Jahren in Deutschland mit Emma Pollmer verheiratet. Aus diesem Grund, so sagt es Karin Böttcher, sei die Ehe zwischen Karl May und Elisabetha Dondelinger später auch annulliert worden. Eine Heiratsurkunde habe sie aber noch nicht ausfindig machen können, sagt Karin Böttcher.

Aus der Ehe mit Elisabetha Dondelinger gingen aber noch mehr Kinder hervor: Das erste Kind war Eleonore Rosalie May, die in Petingen in Luxemburg im Februar 1884 zur Welt kam. Unterschrieben hat die Geburtsurkunde ein Mann namens Charles May.

Das zweite Kind, Honorine Virginie May, kam am 24. Mai 1885 in Saulnes in Frankreich zur Welt und starb bereits nach vier Wochen. Vater laut Geburtsurkunde: Charles May.

Kind Nummer drei heißt Melanie Anastasie May und kam im Juni 1886 ebenfalls im französischen Saulnes zur Welt. Auch in ihrer Geburtsurkunde steht als Vater Charles May.

Bei Karin Böttchers Vorfahren war der Autor aber nie sehr beliebt. Karl May soll seine Frau in Luxemburg immer wieder ohne Vorwarnung verlassen und dann plötzlich wieder vor der Tür gestanden und so seiner Frau viel Kummer beschert haben.

https://www.nwzonline.de/friesland/bild ... 20519.html
Zudem auch spannend: Der Zeugungstermin wäre damit um den 21. April 1889, bzw. zumindest im Zeitraum 07. Apr 1889 - 05. Mai 1889. Da schreibt May grade am Sendaador, zwischen Pampa de Salina und Gran Chaco. Taucht deshalb gegen Ende plötzlich der Sohn des Sendador auf, der gerettet werden muss? ;) - Zudem gibt es ja aber noch drei andere Kinder von ihm - angeblich. Und dann immer hin und her zwischen Lothringen und Sachsen?

Also, versteht mich nicht falsch, ich halte es selber auch für höchst unplausibel - aber ich frage mich gerade: Wie sicher ist Mays Leben nachvollziehbar, wenn es darauf ankommt? Gibt es genug nietundnagel-hiebundstich-feste Hinweise wann er sich wo befand, dass man die Geschichte ausschließen kann? (Immerhin hat sich ja auch keine einzige andere Zeitung an die Geschichte dran gehängt.)
"So scheint mein Rohr besser zu sein als das Eurige, obgleich es viel kleiner ist."
[Der Schatz im Silbersee, 217.]

"Der Deutsche pflegt zwar albern, aber auch ehrlich zu sein."
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JennyFlorstedt
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Re: Angebliche Nachfahrin...

Beitrag von JennyFlorstedt »

Dazu gibt es ein Update hier: https://webcache.googleusercontent.com/ ... irefox-b-d
(allerdings ohne neue Informationen.)

Und ein Update hier: https://webcache.googleusercontent.com/ ... irefox-b-d

Leider hinter einer Paywall, die sich auch mit der cache-Ansicht nicht knacken lässt.

Aber - Spoiler! - es ist natürlich ein Namensvetter. ;)

Und in der März-Ausgabe von "Karl May in Leipzig" ist dann die komplette Story.

Jenny
Täglich neues zu entdecken bei www.karl-may-wiki.de
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