"musikalische" Fundstelle

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Helmut
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"musikalische" Fundstelle

Beitrag von Helmut »

Beim Stöbern in meiner CD-Sammlung bin ich auf ein Exemplar gestossen, aus dessen Begleitheft ich hier zitieren möchte.
Hätte der Kantor emeritus Matthias Aurelius Hampel aus Klotzsche bei Dresden sein Versprechen wahrgemacht und seine zwölfaktige Heldenoper aus dem Wilden Westen komponiert, er wäre vermutlich als Vorläufer des Balletts "Ogelala" in die Musikgeschichte eingegangen. Doch das Projekt wurde nie realisiert, besser: es konnte garnicht realisiert werden, obwohl Hampel seine praktischen Studien mit außerordentlicher Akribie und vor Ort betrieben hat - denn er war die komische Figur in Karl Mays Ölprinz und in dieser Reiseerzähling dafür zuständig, daß den Protagonisten nicht langweilig wurde.

Die fiktive Gestalt blieb dennoch nicht ganz ohne Einfluß auf das "Ballettmysterium in einem Akt nach einem antikmexikanischem Original", dessen Klavierpartitur Erwin Schulhoff am 23. November 1922 vollendete. Damals nämlich erfreute sich die volkstümliche Indianerliteratur à la Karl May selbst in "Ästhetenkreisen" (so Schulhoff) einer außerordentlichen Beliebtheit, so daß "Ogelala" nicht nur von dem allgemein im Expressionismus verbreiteten Interesse an archaisch-heidnischen Sujets, nicht nur aus der allemal vorbildhaften Partitur des Sacre du Printemps - sondern auch aus den Abenteuern eines Old Shatterhand ein erhebliches Kapital zog.
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Die Uraufführung fand am 21. November 1925 in Dessau unter der Leitung von Franz von Hoesslin statt. Musikalisch scheint die Premiere recht erfreulich gewesen zu sein; choreographisch aber war sie ein regelrechter Reinfall.
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Das Stück, das da beschrieben wird, ist das Ballett "Ogelala" von Erwin Schulhoff (geb. 1894 in Prag, umgebracht 1942 im KZ Wülzburg).
Die CD ist 1995 bei CPO erschienen, der zitierte Text stammt von Eckhardt von Hoogen.

Helmut
marlies

Beitrag von marlies »

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