Karl Mays Einsamkeit

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rodger
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Beitrag von rodger »

... und diese Passage aus dem Schlußkapitel von "Mein Leben und Streben" ist auch nicht übel in dem Zusammenhang:

Damals, als ich mich im Gefängnisse befand, da war ich frei. Da lebte ich im Schutze der Mauern. Da meinte es ein Jeder gut und ehrlich, der zu mir in die Zelle trat. Da durfte mich niemand berühren. Da war es keinem erlaubt, den Werdegang meines inneren Menschen zu stören. Kein Schurke hatte Macht über mich. Was ich besaß und was ich erwarb, das war mein sicheres, unantastbares Eigentum, bis ich - - entlassen wurde, länger nicht! Denn mit dieser Entlassung verlor ich meine Freiheit und meine Menschenrechte. Was andere, die nur materiell zu reden wissen, als Freiheit bezeichnen, das ist für mich ein Gefängnis, ein Arbeitshaus, ein Zuchthaus gewesen, in dem ich nun schon sechsunddreißig Jahre lang geschmachtet habe, ohne, außer meiner jetzigen Frau, einen einzigen Menschen zu finden, mit dem ich hätte sprechen können wie damals mit dem unvergeßlichen katholischen Katecheten.
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Wolfgang Sämmer
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Beitrag von Wolfgang Sämmer »

Hallo zusammen,

heute fiel mir ein Buch in die Hände, aus dem ich an diesem Ort gerne ausgiebig zitieren möchte. Verfaßt wurde es von Johann Georg Zimmermann; erschienen ist es 1784 in Karlsruhe; sein Titel lautet: "Ueber die Einsamkeit". Es besteht aus 2 Teilen mit insgesamt ca. 800 Seiten. Hier die Zitate:
Je weniger der Mensch bedarf; und je emsiger er sich bestrebt, in sich selbst Quellen von Vergnügen zu entdecken: desto leichter sondert er sich von andern Menschen ab und desto gewisser findet er wahres Glück.
Langeweile ist eine Hauptursache des Triebes zur Geselligkeit; denn alle Menschen sind ihr unterworfen, wie dem Schnupfen und dem Husten. Langeweile und Ekel vor sich selbst treibt die meisten in Gesellschaft, und einige treibt Ekel vor Gesellschaft in die Einsamkeit.
Leere Köpfe haben Langeweile aus Ekel gegen alles, was verständige Köpfe interessirt; aber zu ihrem Glücke führen in großen Gesellschaften leere Köpfe fast immer das große Wort.
Aus Geistesimpotenz also flieht man die Vergnügungen des Verstandes, und aus Trägheit findet man sie nur langsam. Darum sucht man sie lieber nicht. Der Trieb zur Einsamkeit kann daher nicht so allgemein seyn, als der Trieb zur Geselligkeit, weil es weit schwerer ist, den Verstand zu unterhalten, als die Sinne.
Trieb zur Einsamkeit ist also zuerst Trieb zur Absonderung von allem, was wir im Menschengewühle hassen; dann, Trieb zur Unabhängigkeit und Ruhe; dann, bey gesundem Geiste Trieb zu allem dem unbeneideten Glücke, das jeder in sich selbst finden kann. Das höchste Glück des Menschen ist Ruhe im Herzen, und die Freyheit, nur das zu thun, was man will und mag. Aber allerdings liebet der eine die Einsamkeit, weil er gerne ungestört ruhet, und der andere, weil er gerne ungestört arbeitet. Beyde suchen jedoch Freyheit; und Freyheitsliebe hat bey Sonderlingen, Hypochondristen, Philosophen und Gelehrten eine mächtige Einwirkung in den Trieb zur Einsamkeit.
Ohne Abwechslung und Erholung erstarret der Mensch in der Einsamkeit, wenn er die Kraft nicht hat, eine große Anstrengung lange auszuhalten. Seine Ideen werden steif und unbiegsam. Seine Einsichten und Meinungen gelten ihm bald über alles, wenn er auf anderer Einsichten und anderer Meinungen in Nichts mehr achtet. Am Ende schätzet er Nichts als sich selbst. Charakter und Sitten gewinnen augenscheinlich, wenn man im Weltumgange an Widerspruch sich gewöhnet hat, und an Leute, die nicht denken wie wir. Einsamkeit wird immer dadurch gefährlich, daß ein jeder in derselben sich selbst zu sehr gefällt.
Beste Grüße
Wolfgang Sämmer
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Wolfgang Sämmer
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Beitrag von Wolfgang Sämmer »

Der Künstler braucht die Einsamkeit. Zwei aktuelle Beispiele zu dieser Thematik.

1. Auf seinem jüngsten Album, Träumer betitelt, singt der in der vergangenen Woche allzu früh verstorbene österreichische Songpoet Georg Danzer die Strophe:
Wenig Menschen, lange Straßen
und fü Himmel über mir
Feste Schuach und weite Hosen
ab und zu an Blick von Dir

Des is alles was i brauch
Des is alles was i brauch
Des is alles was i brauch
... alles was i brauch
2. Heute wurde auf Phoenix eine nachtstudio-Sendung, die von Volker Panzer moderiert wird, wiederholt. Ein Teilnehmer der Diskussionsrunde war der Schriftsteller Martin Walser. Es ging um die Frage, was denn das Glück für den Menschen sei. Panzer hielt Walser den Satz entgegen, während man schreibe, sei man doch einsam. Einsam = unglücklich, so kam Panzers Einwand herüber. Walsers Antwort sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen: "Das ist der glücklichste Zustand, den ich kenne!"
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Doro
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Re: Karl Mays Einsamkeit

Beitrag von Doro »

Hallole,

angeregt von Rüdiger habe ich etwas herum geschmökert und blieb bei diesem Thema erstmal hängen. Hierzu fallen mir doch auch einige Gedanken ein, die ich mal in die Runde werfen möchte:

o sich einsam fühlen hat nichts, aber auch gar nichts mit Alleinsein zu tun.
Sehr wohl kann sich einsam fühlen, der in Gesellschaft ist (ich greife hier das
Beispiel von Rüdiger auf, in einer belebten Fußgängerzone oder gelangweilt in
Gesellschaft kann einsamer machen als allein mit sich und seinen Träumen/Gedanken)
o Alleinsein bedeutet nicht zwangsläufig sich Einsam zu fühlen (siehe ebensolche Beispiele bei Rüdiger)
o Einsamkeit => sehr subjektiv
o Alleinsein => ebenfalls sehr subjektiv
o >Allein-allein-allein< Dies kann ein Aufschrei aus gequälter Seele ebenso sein, wie ein Jubelschrei aus befreitem Herzen
o Depressionsgefährdeten Menschen, fühlen sich ausgeschlossen, ausgegrenzt –> subjektiv oftmals gar nicht wahrnehmbar
o Seelenpartnerin im Falle Klara Mays => Hm! Nun ja, wie ich das sehe hat sie ihm lediglich den Rücken frei gehalten, ob sie ihn wirklich verstand und intellektuell auf Augenhöhe mit ihm kommunizierte ist mir nicht wirklich zugänglich.
Meine subjektive Meinung ist, dass Sie in auf ein Podest stellte und ansonsten dafür sorgte, dass er sich um ‚weltliche’ Dinge nicht allzu sehr kümmern musste. Mit einer emanzipierten Frau hätte er wohl seine Probleme gehabt :) , deshalb zweifle ich etwas am Intellekt der Dame, die sich sonst mit dieser Rolle wohl nicht hätte zufrieden gegeben.
o Von seinen eigenen Dämonen verfolgt und nicht wissend wohin, getröstet von seiner mütterlichen Gattin, dieses Bild erschließt sich mir aus dem Gelesenen.
...
Zuletzt geändert von Doro am 2.12.2008, 19:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Doro
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Re: Karl Mays Einsamkeit

Beitrag von Doro »

...
o FREUNDSCHAFT => sehr wichtig, großes Wort, oft unterschätzt
o Wiederum sicher sehr subjektiv zu empfinden
o Ich frage mich doch sehr, ob Karl May wirkliche Freundschaften hatte, bzw. pflegte/wollte. Da Freundschaft ein Nehmen und Geben beinhaltet (zumindest das, was ich als wahre Freundschaft darunter verstehe) bezweifle ich, dass May hier seine Beziehungen genau hinterfragte, vor allem sich selber gegenüber.
Es wirkt eher so, als wolle er bewundert werden und ansonsten solle in diese Welt gefälligst in Ruhe lassen. Erwartete er wirklich Verständnis, oder fühlte er sich als unverstandenes Wesen (gewissermaßen in seiner Opferrolle) wohl?
Man kann Dinge auch so idealisieren, das Realität auch nur aus der Entfernung keine Chance hat…
Gerade als echter, wahrer Freund bin ich verpflichtet stets aufrichtig und wahr mit meinem Freunde umzugehen. Das verpflichtet mich im Gegenzug dazu, auch Kritik wohlmeinend anzunehmen und damit umgehen zu können. Wie die Beispiele zeigen hatte May diese Größe nicht (sehr schade übrigens, finde ich seine Alterswerke doch als seine Besten), sonst hätte er sich nicht von allen ‚Freunden’ distanziert, als sie Kritik übten (was keineswegs immer darauf schließen lässt, dass kein Verständnis da wäre, im Gegenteil). Wer nur schmeichelt kann kein aufrichtiger Freund sein.
Wenn ich generell voraussetze, dass andere mir nicht folgen können, weil ich mich weiterentwickelt habe, während andere stehen blieben, dann ist das ein Denkfehler von Tragweite. Es zeugt für mich von Ignoranz, Selbstüberschätzung und Selbstgerechtigkeit. Es ist eher denkbar, dass andere sich auf einem anderen Weg bewegen und eben eine andere Entwicklung durchmachten. Die Bewertung gut/schlecht steht mir als Außenstehendem nicht zu, da ich nicht in deren Mokassins wandle, also auch nicht nachvollziehbar für mich sein kann.

o Be-/Verurteilung? Aber mitnichten!
Wer bin ich, um über einen anderen den Stab brechen zu können.
Jeder Mensch hat seine Geschichte, seine Erfahrungen, Enttäuschungen usw.
Gesegnet, wer daran nicht zerbricht oder verbittert.
Allerdings ist es für einen Einsiedler fernab der Welt, ohne jede Beeinflussung und Verführung, einfacher ein Heiliger zu werden. Nächstenliebe kann nur üben, wer Umgang mit seinem Nächsten pflegt, nicht wer die Welt ausschließt.

Soweit meine 2 Cents zum (wenn auch schon etwas überholten) Thema.

Schönen Abend und liebe Grüße
Doro :wink:
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rodger
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Re: Karl Mays Einsamkeit

Beitrag von rodger »

wie ein Jubelschrei aus befreitem Herzen
Spontaner zustimmender Schnaufer nicht unbedingt aus dem tiefsten Herzensgrunde, aber vielleicht dem linken Lungenflügel
Hm! Nun ja, wie ich das sehe hat sie ihm lediglich den Rücken frei gehalten, ob sie ihn wirklich verstand und intellektuell auf Augenhöhe mit ihm kommunizierte ist mir nicht wirklich zugänglich.
Seit ich ihr „Mit Karl May durch Amerika“ gelesen habe, ist mir klar, daß sie ihn nicht wirklich verstand und auch nicht intellektuell auf Augenhöhe mit ihm kommunizierte. Aber das macht ja nichts, wenn sie sich ansonsten solidarisch zu ihm verhalten hat (das soll keineswegs heißen, daß sie zu allem Ja und Amen sagen sollte. Aber daß sie ihn grundsätzlich akzeptierte so wie er war). „Die Frau, nach der ihn verlangte“ hat Wollschläger irgendwo so oder ähnlich m.E. sehr zutreffend geschrieben.
Meine subjektive Meinung ist, dass Sie in auf ein Podest stellte und ansonsten dafür sorgte, dass er sich um ‚weltliche’ Dinge nicht allzu sehr kümmern musste. Mit einer emanzipierten Frau hätte er wohl seine Probleme gehabt, deshalb zweifle ich etwas am Intellekt der Dame, die sich sonst mit dieser Rolle wohl nicht hätte zufrieden gegeben.
Alles richtig (siehe gewisse launige Betrachtungen zu einer Mischehe andernorts).
Von seinen eigenen Dämonen verfolgt und nicht wissend wohin, getröstet von seiner mütterlichen Gattin, dieses Bild erschließt sich mir aus dem Gelesenen
Ach nee, das ist mir irgendwie zu theatralisch. Mit seinen „Dämonen“ ist er schon ganz gut klargekommen, und Mütterlichkeit ist auch nicht in allen Formen gut erträglich. So wie ich ihn einschätze, wird er, griffig reduziert und hemdsärmelig ausgedrückt, Harmonie in verschiedenen Räumen, nämlich Wohnzimmer, Schlafzimmer und Küche gesucht haben, und irgendwelche Abstriche muß man immer machen. Ein Optimierungsproblem, sozusagen. Im Fall Klara May werden das gewisse Wellenlängenunzulänglichkeiten oder –andockungsprobleme gewesen sein.
Es wirkt eher so, als wolle er bewundert werden und ansonsten solle in diese Welt gefälligst in Ruhe lassen.
Ja, da ist was dran.
Erwartete er wirklich Verständnis, oder fühlte er sich als unverstandenes Wesen (gewissermaßen in seiner Opferrolle) wohl?
Was heißt Verständnis, er war ja kein krankes Kind. Und was heißt Opfer; es ist eine ganz nüchterne Angelegenheit, festzustellen, daß Kommunikation immer nur eine Sache von Schnittmengen ist. Und je bewusster man wird, desto deutlicher kann das werden, ggf. schmerzlich …
Gerade als echter, wahrer Freund bin ich verpflichtet stets aufrichtig und wahr mit meinem Freunde umzugehen.
Na klar. Nur halten das die wenigsten aus. May m.E. schon.
Das verpflichtet mich im Gegenzug dazu, auch Kritik wohlmeinend anzunehmen und damit umgehen zu können. Wie die Beispiele zeigen hatte May diese Größe nicht (sehr schade übrigens, finde ich seine Alterswerke doch als seine Besten), sonst hätte er sich nicht von allen ‚Freunden’ distanziert, als sie Kritik übten (was keineswegs immer darauf schließen lässt, dass kein Verständnis da wäre, im Gegenteil). Wer nur schmeichelt kann kein aufrichtiger Freund sein.
Jetzt geht’s aber langsam los. Karl May konnte sehr wohl mit Kritik umgehen, wenn sie denn berechtigt war und es möglich war, sich mit ihr auf gleicher Ebene auseinanderzusetzen. Nicht immer ist das freilich möglich. Es gibt einen Brief an Ostini, irgendwo hinten in der „Blauen Schlange“, suchen könnt ihr selber, da wird das einigermaßen deutlich, daß er sehr wohl in der Lage war, sich mit, sagen wir, Hinweisen („Kritik“ klingt gleich immer so wertend) auseinanderzusetzen. Und im Werk hat man gelegentlich über Hunderte von Seiten Gelegenheit, an Selbsterkundungsprozessen der schonungslosesten Art teilzunehmen.

Mir hat mal jemand in meiner Jugend die sozusagen ungeheuerlichsten Dinge verbal um die Ohren geschlagen, ich habe sie alle noch im Kopf, und weiß, daß er Recht hatte. Ist doch kein Problem, hinzugucken und Dinge anzunehmen. Karl May schätze ich auch so ein. Da gibt es irgendwo in einer Geschichte mit Abraham Lincoln so etwas ähnliches, such’ ich vielleicht gelegentlich mal heraus, da haut der andere dem Erzähler die Sachen wirklich um die Ohren daß es geradezu unmenschlich wirkt, aber Leser wie Erzähler wissen, der Mann hat Recht. So gehört sich’s. Und wer so etwas schreibt der kennt das.
Wenn ich generell voraussetze, dass andere mir nicht folgen können, weil ich mich weiterentwickelt habe, während andere stehen blieben, dann ist das ein Denkfehler von Tragweite. Es zeugt für mich von Ignoranz, Selbstüberschätzung und Selbstgerechtigkeit.
Naja … Der erste Satz ist ja noch ok, der zweite klingt ein bisschen aufgeregt und so, als solle Karl May sich jetzt in die Ecke stellen … Von diesen Charakterzügen war er mit Sicherheit nicht frei, aber wir wissen doch, daß alles fließt, und man es so definitiv und mit Ausschließlichkeitsanspruch festklopfen allenfalls sprachlich kann … (damit aber der Realität nicht gerecht wird)
Gesegnet, wer daran nicht zerbricht oder verbittert.
Das Wort gesegnet ist schön und durchaus ernstzunehmen. Gnade gefällt mir in dem Zusammenhang auch ganz gut. „Damit ich nicht verbittere und nicht mehr so viel zittere“ … (HD Hüsch). Noch genauer: wer durch Verbitterung hindurchgeht und diese überwindet. Ohne zu zerbrechen. („Der Mensch kommt zerbrochen auf die Welt. Sein Leben ist Flickwerk. Die Gnade Gottes ist der Leim“; Eugene O’Neill, ‚Der große Gott Brown’)
Nächstenliebe kann nur üben, wer Umgang mit seinem Nächsten pflegt, nicht wer die Welt ausschließt.
Man kann allerhand üben … Erzähl’ das mal dem Jochanaan, dem Arno Schmidt und vielen vielen anderen (Einsiedler gibt’s genug, sollen die sich jetzt alle schämen, nur weil Du es lieber etwas geselliger hast ?), womit wir wieder beim obigen Schnaufer wären …

:wink:
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Doro
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Re: Karl Mays Einsamkeit

Beitrag von Doro »

Huhu,

hör auf mich zu maßregeln, dies ist meine subjektive Meinung :lol: und die darf ich sagen, auch, wenn Sie Dir nicht gefällt :wink:
Jetzt geht’s aber langsam los.
Gut, dass es nur langsam geht... 8)
Und im Werk hat man gelegentlich über Hunderte von Seiten Gelegenheit, an Selbsterkundungsprozessen der schonungslosesten Art teilzunehmen.
Das ist wahr, aber Selbstkritik stellt nicht so sehr bloß...
Wären diese Seiten nicht, könnt ich die Alterswerke und sein Streben nicht ernst nehmen.
siehe gewisse launige Betrachtungen zu einer Mischehe andernorts


Netter Vergleich :lol:
Mit seinen „Dämonen“ ist er schon ganz gut klargekommen
Nicht so ganz, finde ich, klingt in vielem doch der Aufschrei nach Hilfe durch
aber wir wissen doch, daß alles fließt
Jepp, das is auch gut so.
Vor allem hier fließt was und das sollte auch so sein... :D

Grüßlis
Doro :)
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rodger
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Re: Karl Mays Einsamkeit

Beitrag von rodger »

Doro hat geschrieben: hör auf mich zu maßregeln, dies ist meine subjektive Meinung :lol: und die darf ich sagen, auch, wenn Sie Dir nicht gefällt :wink:
Aber gewiß doch ... endlich mal jemand mit dem kontrovers zu diskutieren erfreulich ist
Nicht so ganz, finde ich, klingt in vielem doch der Aufschrei nach Hilfe durch
Maybe (auch hübsch, was ? manchmal sind diese Wortspielereien gar nicht Absicht, sondern plötzlich stehen sie da ...) Aber ich denke schon er war unglaublich stark, und ist letzten Endes immer alleine zurechtgekommen. Das kann richtig "Spaß machen" (ohne die Anführungszeichen wär's wirklich ein bißchen schräg' ...), wenn man merkt, daß man das kann.
Noch einmal ähnlich wie vorhin: wenn einer sowas wie die Geisterschmiede schreiben kann, dann kennt er das vermutlich, das was er da beschreibt.
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Re: Karl Mays Einsamkeit

Beitrag von rodger »

Ich habe gestern in dem langen Beitrag, aus dem spontanen Bedürfnis heraus, Karl May gleichsam wie ein Anwalt zu verteidigen, ihn „in der Eile“ möglicherweise zu „positiv“ (diese Wertungen klingen immer etwas albern, finde ich) gesehen bzw. dargestellt; vieles an ihm erscheint auch mir durchaus, sagen wir, fragwürdig, wenn ich z.B. an zahlreiche seiner Verteidigungsschriften in Band 85 denke; in seinen Auseinandersetzungen erscheint er manchmal alles andere als souverän oder überzeugend, das sei ohne Wenn und Aber zugestanden.

Trotzdem wäre es vorschnell und viel zu simpel, ihm Einsichtsfähigkeit oder die Fähigkeit, Freundschaften zu pflegen, aufgrund solcher Eindrücke rundweg abzusprechen, damit würde man es sich entschieden zu einfach machen, aber auch das ist ja immer wieder zu beobachten, daß „große Geister“ von solchen kleiner geratenen Umfangs aus ihrer Sicht, von dem Blickpunkt aus, was sie halt so kennen bzw. nachvollziehen können, betrachtet und beurteilt werden, und damit naturgemäß recht reduziert (falls sie jemand bemerkt: die unterschwellig bewusst mitschwingende Galligkeit dieses Satzes galt nicht Dir, liebe Doro).

(Und für die, die sich köstlich über den „großen Geist“ mokieren, gern noch einmal: Ja, ich halte Karl May für einen solchen, seiner nicht zu übersehenden proletarischen Ader, einer gewissen Schlichtheit sowie einigen Defiziten ungeachtet, will sagen, das eine schließt das andere keineswegs aus.)

Was die Freundschaften betrifft, ich spreche mal, nur um ein exemplarisches Beispiel zu geben, das das, was ich sagen will, verdeutlichen soll, ausnahmsweise (wer lacht da ...) von mir selber: ich habe in der Tat nicht einen einzigen Freund, und vermisse auch nichts. Ich habe, bevor ich meine Lebensgefährtin kennenlernte, jahrelang Geburtstage und Weihnachten alleine verbracht, und möchte diese Erfahrungen nicht missen, hätte auch, wenn es wieder so käme, kaum ein Problem damit. Das heißt nun nicht, daß ich einen wirklichen Freund nicht wertschätzen würde, aber wenn halt seit Jahrzehnten keiner da ist dann ist halt keiner da, und ich werde nicht meine Ansprüche herunterschrauben, um es mir und anderen einfacher zu machen und mich der Bequemlichkeit halber irgendeiner wattebauschigen möglicherweise ganz netten Illusion hinzugeben, die eben letzten Endes nur eine solche wäre und weiter nichts. In meiner Jugend gab es einen, mit dem hätte ich gerne noch Kontakt, das waren seiner Zeit sehr fruchtbare Gespräche, bis morgens um drei, aber der Mann will schon seit Jahrzehnten nichts mehr von mir wissen, er hält nichts von mir und hat mir das in aller Unverblümtheit seinerzeit sehr deutlich verbal um die Ohren geschlagen. Just jener wäre aber der einzige, den ich wirklich Lust hätte zu sehen und mich mit ihm stundenlang auszutauschen (er hieß sinnigerweise Weiß, das sei sozusagen just for fun am Rande erwähnt, da wir es neulich andernorts von Mr. White alias Weiß hatten). Soviel zur These, daß keine Freundschaften zu pflegen bedeute, daß man keine Kritik vertrage. :!:

Und ähnlich radikal und konsequent schätze ich auch Karl May ein. Sein Problem (bzw. das seiner zwischenzeitlichen Freunde) in Sachen Freundschaften wird nicht mangelnde Einsichtsfähigkeit seinerseits gewesen sein, sondern ein hoher Anspruch und die Nichtbereitschaft zu faulen Kompromissen, schwabbeliger Anpasserei und irgendwelchen Abstrichen. Ggf. auch schlicht und einfach Desinteresse und eine gehörige Portion Egoismus oder auch Egozentrik. (Hier wird nichts beschönigt. :wink: )
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Re: Karl Mays Einsamkeit

Beitrag von rodger »

Und auch hier können wir die eine oder andere Überschneidung in Sachen Karl May finden

http://www.tagesschau.de/inland/autismus100.html
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Re: Karl Mays Einsamkeit

Beitrag von rodger »

Cardauns, Mamroth, Pöllmann, selbst Lebius, sie hatten ja alle irgendwo Recht, „irgendwo“ will sagen: zum Teil, und zum Teil eben auch nicht. Selbst Arno Schmidt hat in dem, was Hans Wollschläger da auf S. 96/97 von „Die Insel“ gnadenlos komprimiert vorträgt, nicht Unrecht. Das sind alles Teilaspekte, durchaus, aber eben nicht das Ganze. Und ich glaube, Karl May wäre der letzte gewesen, der das in aller Nüchternheit zu erkennen nicht in der Lage gewesen wäre. Wenn seine Gegner aber zu weit gingen, meinten, ihn mit ihren jeweiligen Teilaspekten nun, wahrlich sehr reduzierend, „ad acta“ gelegt, „fertiggemacht“ zu haben und alles aus ihren (jeweils unterschiedlich) eingeschränkten Sichtweisen heraus beurteilen zu können, dann hat er „gegengehalten“, man frage sozusagen nicht nach Sonnenschein. Das ist auch durchaus notwendig und angemessen, wenn auch in der Art und Weise vielleicht nicht immer sonderlich geglückt bei ihm. – Ist doch eigentlich alles ganz einfach. Aber die meisten wollen es halt NOCH einfacher haben, schwarz und weiß. Und so einfach ist es nun eben auch wieder nicht.

:wink:
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Re: Karl Mays Einsamkeit

Beitrag von Doro »

Hi,

nun ja, er war Mensch, mit Fehler, Stärken, Schwächen (wobei auch diese letzten Endes eine Stärke sein können)halt Mensch!

Ich wollte in keinster Weise May herabwürdigen, jedoch wehre ich mich, ihn auf ein Podest zu stellen und frei von allen menschlich möglichen ‚Mängeln’ zu sehen.
Grade weil Mensch unter Menschen kann ich ihn ernst nehmen… und eben auch auch verstehen, zumindest ein Stück weit. Einen Übermenschen kann ich nicht wirklich akzeptieren, da jeder seine helle und dunkle Seite in sich trägt. (Selbst Jesus hatte seine Satansversuchung, was ich so interpretiere, dass er sich seinen Dämonen stellen musste, um die menschliche Seite in sich zu überwinden.Was hier aber zu weit führt.)
Karl May gleichsam wie ein Anwalt zu verteidigen,
Er wäre sehr glücklich darüber gewesen denke ich :)
Das hast Du in der Tat gut gemacht.
will sagen, das eine schließt das andere keineswegs aus
Sehr richtig, schau mich an :lol:
Trotzdem wäre es vorschnell und viel zu simpel
Ich mache es mir nicht leicht und urteile vorschnell, ich urteile gar nicht. Ich halte mich, oder irgendjemanden nicht für Besser oder Schlechter.
Was ich meine, sind Wahrnehmungen, sogar mehr emphatischer Art, als Buchstaben- oder Wortgemäß. Natürlich gestehe ich Dir ( und vielen anderen) hier mehr Einsicht zu, da ich die literarischen Vorraussetzungen nicht habe. Ich habe keine Wohlgschaft Biographie gelesen und auch keine Wollschläger Werke. Leider! Da meinen finanziellen Rahmen sprengend sind viele Schriften mir nicht zugänglich. Schade, aber Fakt! Allerdings sind auch deren Werke mehr einfühlsame Auseinandersetzung als genaue Kenntnis, da, leider, keiner von uns ein Zeitgenosse und selbst wenn, niemand in den Menschen May hineinsehen kann/konnte. Selbst den zeitgenössischen Schrift, ja, ich wage sogar persönlichen Schriftverkehr mit hinzuzuziehen, sind eventuell nur das was May von sich preisgeben wollte und nicht das, was bzw. wer er wirklich war. Viele spielen in Ihrem Leben die Rolle nach außen, die von anderen erwartet wird und in Ihnen sieht es völlig anders aus. Hier differenziere ich sehr.
Außerdem behaupte ich mal ganz frech, die meisten, die sooooo stark wirken, sind innerlich am verletzlichsten, deshalb benötigen sie die Stärke als Schutzwall.

‚Etwas genaues weiß man nicht’ – Ein geflügeltes Wort, das hier ganz gut zutrifft – vielleicht! :lol:

May ist genau deshalb für die ‚Forschung’ literarischer Art besonders interessant, weil er so konträr berührt und polarisiert. Er lässt viel Spielraum für Interpretation, wie ich finde.
ihm Einsichtsfähigkeit oder die Fähigkeit, Freundschaften zu pflegen, aufgrund solcher Eindrücke rundweg abzusprechen,
Außerdem behaupte ich nirgends, dass May nicht die Fähigkeit zur Freundschaft hatte, weil er keine Kritik vertrug. Im Gegenteil, ich würde eher soweit gehen zu sagen, dass er die Menschen, von denen er sich distanzierte nicht genug schätzte, um Wert auf deren Kritik zu legen. Und, was ich eigentlich meinte, dass er vielleicht nicht bereit war einem Menschen seine Freundschaft zu schenken, einfach weil es keinen gab, der ihm wichtig genug war. Du bekommst was Du gibst. Wenn er so hehre Vorstellungen hatte, wie er immer wieder in seinen Figuren zum Ausdruck brachte, dann setzte er die Meßlatte vielleicht zu hoch.
Ein zweischneidiges Schwert, wie ich finde!
Genau wie Vertrauen, muss man sich Freundschaft verdienen. Dabei darf man nicht vergessen, dass auch andere nur Menschen sind! Die Frage ist: Kann ich meine eigenen Richtwerte selbst erreichen? Oder, erwarte ich von anderen, was ich selbst nicht bereit bin zu geben/einzubringen. Dazu bedarf es große Auseinandersetzungen mit den eigenen Tiefen.

Oder auch: Wer hoch hinaus will, der muss tief in sich hinabsteigen!


Soweit erst mal mein Senf hierzu.

Schönen Abend
Doro :wink:
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Re: Karl Mays Einsamkeit

Beitrag von Doro »

Nachtrag:
wenn einer sowas wie die Geisterschmiede schreiben kann, dann kennt er das vermutlich, das was er da beschreibt.
Ja Klaro, keine Frage! Wer kennt das nicht in irgendeiner Form...
die unterschwellig bewusst mitschwingende Galligkeit dieses Satzes galt nicht Dir, liebe Doro).
Bemerkt schon, aber danke des Hinweises :idea:
möchte diese Erfahrungen nicht missen, hätte auch, wenn es wieder so käme, kaum ein Problem damit.
Dito. Auch hier schließt sich 'gerne Alleinsein und Können' mit 'gesellschaftsfähig' (in jeder Sinnigkeit des Wortes :lol: ) nicht aus.
und mich der Bequemlichkeit halber irgendeiner wattebauschigen möglicherweise ganz netten Illusion hinzugeben, die eben letzten Endes nur eine solche wäre und weiter nichts.
Okay! Aber... (es gibt immer ein aber, ich bin eine Frau :P )

... wer sich nicht die Mühe macht zu suchen, der wird auch nicht finden, oder wer nicht wagt, der nicht gewinnt..., oder ganz einfach: es kann auch versteckte Feigheit sein, sich auf dieses Abenteuer (Leben) nicht einzulassen, mit allen Enttäuschungen und wundervollen Begegnungen, wunderbaren Menschen, die man ohne Mut nicht kennen lernt!

Tschüßi :wink:
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Re: Karl Mays Einsamkeit

Beitrag von rodger »

Hallo Doro,

Einen „Gutmenschen“ wollte ich sicherlich nicht nicht aus ihm machen, und ihn auf ein Podest stellen auch keinesfalls, beides wäre Unfug. Insofern war mein Satz von wegen „Anwalt“ etwas verunglückt. Manchmal möchte ich halt, daß er richtig gesehen wird, zumindest von Einzelnen.
Ich habe keine Wohlgschaft Biographie gelesen und auch keine Wollschläger Werke. Leider! Da meinen finanziellen Rahmen sprengend sind viele Schriften mir nicht zugänglich.
Wohlgschaft gibt’s für den Anfang im Internet (z.B. die alte Variante der Biographie auf den Seiten der KMG) und die Wollschläger-Biographie antiquarisch für ein paar Euro, ggf. vielleicht auch in der Stadtbücherei, also was soll’s.

Ein recht genaues Bild von der Person May kann man sich schon machen, denke ich. Natürlich nur annähernd (was kein Widerspruch zu „recht genau“ ist, da haben wir wieder dieses Kurvendiagramm).
einfach weil es keinen gab, der ihm wichtig genug war
Ja, so in der Art meinte ich das auch.
Wer hoch hinaus will, der muss tief in sich hinabsteigen!
Da seid Ihr Euch einig, Karl May und Du. (Auch die „Himmelsgedanken“ stehen im Internet. Da stören sich ja viele an ihrer vermeintlichen Humptataform, aber man kann auch inhaltlich gucken, das ist interessanter, und hinter vermeintlich frommen Sprüchen und Banalitäten tiefe Weisheiten entdecken.) ("Schach ist scheen, wenn man kann"; Vlastimil Hort)
wundervollen Begegnungen, wunderbaren Menschen
Karl May wird seine zahlreichen Begegnungen gehabt haben und allerhand Menschen kennengelernt, aber ob die immer so wunderbar waren, die Menschen und die Begegnungen, können wir mal dahingestellt sein lassen … (Es gibt nur 1 Rudi Völler und 1 Kochta …)

:wink:

Andererseits neigte Karl May gewiss dazu, unglaublich kritisch zu sein, was auch schon mal sehr undankbar wirken konnte. Sein Verhalten seinem ersten Verleger Fehsenfeld gegenüber, der ein sympathischer Mensch gewesen zu sein scheint, ist nicht immer nachvollziehbar. Nachvollziehbar irgendwie schon, aber sicher nicht immer berechtigt.

Soweit für heute ins Unreine geschwätzt

Rüdiger
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Re: Karl Mays Einsamkeit

Beitrag von Doro »

Wunderschönen guten Abend,
Einen „Gutmenschen“ wollte ich sicherlich nicht nicht aus ihm machen, und ihn auf ein Podest stellen auch keinesfalls, beides wäre Unfug. Insofern war mein Satz von wegen „Anwalt“ etwas verunglückt.
Das habe ich wohl richtig verstanden…
Aber ich finde trotzdem, dass Du einen guten Anwalt für Ihn abgegeben hättest.
Manchmal möchte ich halt, daß er richtig gesehen wird, zumindest von Einzelnen.
Wie möchtest Du, dass er gesehen wird?
Mit Deinen Augen, oder mit meinen, oder mit denen eines anderen Betrachters?
Oder, jeder wie er ihn sieht? Das finde ich persönlich als am Besten, denn keiner kann jemanden/etwas so sehen wie Du…

… Vergiß es nie: Niemand denkt und fühlt und handelt so wie du und niemand lächelt so wie du’s grad tust.
Vergiß es nie: Niemand sieht den Himmel ganz genau wie du und niemand hat je was du weißt gewusst.
…. Aus ‚ein Gedanke Gottes’ von Jürgen Werth

Es ist gut, dass Du ihn verteidigst, mit Deinen Worten, mit dem Blick auf ihn, wie Du ihn siehst, das eröffnet neue Perspektiven, zeigt neue Blickwinkel und Aspekte, erweitert den Horizont, verschiebt sozusagen das Brett vor dem Kopf ein Stück weiter nach hinten.
Gut so! Aber überlass es dem Menschen, was er für Schlüsse daraus zieht, welche Ansichten und Gedanken er sich dazu macht. Du kannst es nicht verhindern, aber Du kannst den Austausch erreichen, ein Weiterdenken veranlassen, den Funken zur Flamme entfachen.
Du kannst aber nie erwarten, dass jemand ihn so sieht wie Du. Auch nicht bei einem Konsens über viele Bereiche. Die Facetten eines Wesens reichen weiter!
Du schreibst selbst, „von der Person May“, nicht vom Menschen, von der Persönlichkeit.
Das finde ich bemerkenswert!
Wohlgschaft gibt’s für den Anfang im Internet (z.B. die alte Variante der Biographie auf den Seiten der KMG) und die Wollschläger-Biographie antiquarisch für ein paar Euro, ggf. vielleicht auch in der Stadtbücherei, also was soll’s.
Danke für den Tip, ich wusste nicht, dass es die Biografie von Herrn Wohlgschaft im Net zu lesen gibt. Allerdings wird es mich nicht sooo sehr zum Lesen motivieren, da sich ein Buch anders anfühlt und meinen Geist mehr beflügelt und berührt. Als Landpomeranze habe ich keinen Bezug zu einer Stadtbücherei, sorry. Den Tip mit Wollschläger werde ich befolgen und mal gucken, was sich mir für Möglichkeiten auftun. Danke sehr!
Ja, so in der Art meinte ich das auch.
Das dachte ich mir...
Auch die „Himmelsgedanken“ stehen im Internet. Da stören sich ja viele an ihrer vermeintlichen Humptataform, aber man kann auch inhaltlich gucken, das ist interessanter, und hinter vermeintlich frommen Sprüchen und Banalitäten tiefe Weisheiten entdecke
Die Himmelsgedanken habe ich im Band ‚Lichte Höhen’ gelesen. Wahrscheinlich nicht im Original? Trotzdem haben mich die Verse berührt und in ihrer Schlichtheit mehr ergriffen, als mancher hochgeistige Erguss. Hier gehe ich mit Dir absolut konform, man kann sehr vieles entdecken darin. Ich mag sie sehr.
Karl May wird seine zahlreichen Begegnungen gehabt haben und allerhand Menschen kennengelernt, aber ob die immer so wunderbar waren, die Menschen und die Begegnungen, können wir mal dahingestellt sein lassen …
Von immer wunderbar und wundervoll kann gar nicht die Rede sein!
Was unterscheidet eine Rose von anderen Rosen? Nicht die Dornen und wiederum doch!

Saint Exupéry schreibt in ‚der kleine Prinz’:
„ Ihr gleicht meiner Rose gar nicht, ihr seid noch nichts!“ Sagte er zu ihnen. „Niemand hat sich euch vertraut gemacht und auch ihr habt euch niemandem vertraut gemacht. Ihr seid, wie mein Fuchs war. Der war nichts als ein Fuchs wie hunderttausend andere. Aber ich habe ihn zu meinem Freund gemacht und jetzt ist er einzig in der Welt!“ Und die Rosen waren sehr beschämt. „Ihr seid schön, aber ihr seid leer“ sagte er noch „man kann für euch nicht sterben. Gewiss ein Irgendwer, der vorübergeht, könnte glauben, meine Rose ähnle euch. Aber in sich ist sie wichtiger als ihr alle, da sie ist, die ich begossen habe. Da sie es ist, die ich mit dem Wandschirm geschützt habe. Da sie es ist, deren Raupen ich getötet habe (außer den zwei oder drei um der Schmetterlinge willen). Da sie es ist, die ich klagen oder sich rühmen gehört habe, oder auch manchmal schweigen. Da es meine Rose ist. …..

Das bedeutet, wenn ich mich auf Menschen/Begenungen einlasse, dann nehme ich Anteil, das beinhaltet auch Verantwortung, emotionale Verpflichtung/Verflechtung mitunter. Davor haben viele Angst. Und doch behaupte ich, Mut lohnt hier. Ein wundervoller Mensch wiegt alle anderen auf, welch Jammer die Gelegenheit zu verpassen, diesen Einen, Besonderen, nicht kennenzulernen, aus Angst, oder Gleichgültigkeit.
Andererseits neigte Karl May gewiss dazu, unglaublich kritisch zu sein, was auch schon mal sehr undankbar wirken konnte.
Das heißt nicht, dass ich nicht kritisch sein dürfte, aber hinter Fassaden schauen und genau hinhören, Schwächen nicht verurteilen, sondern hinterfragen, Stärken hervor bringen und fördern, zu Träumen /Zielen motivieren und zum Glauben daran, gehört schon dazu. Es ist auch manchmal unbequehm, aber niemals vergeblich.
Diese Welt ist nicht kalt und gefühllos, es sind die Menschen in ihr!

„Die Menschen haben diese Wahrheit vergessen“ sagte der Fuchs. „Aber Du darfst sie nicht vergessen. Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was Du Dir vertraut gemacht hast. Du bist für Deine Rose verantwortlich!“

Einen fleißigen Nikolaus wünsche ich!

Doro :)
People may hate you for being different and not living by society’s standards, but deep down they wish they had the courage to do the same. (Kevin Hart)
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