Der Fremde an der Elbe
Verfasst: 28.7.2004, 8:48
Mein Internet-Freund Kurt, mit dem ich zwar hinsichtlich Klaus Kinski, Euchar Albrecht dem Schrecklichen und sicherlich auch noch ein paar anderen Dingen auf völlig verschiedenen Dampfern sitze, der aber ein prima Kerl zu sein scheint, hatte mir dankenswerterweise eine detaillierte Anfahrtsbeschreibung zur Felsenbühne sowohl mit der Bahn als auch mit dem Auto zukommen lassen. Da ich zum Quartier bei Hohenstein-Ernstthal zurückfahren wollte und mit dem Karl May Museum in Radebeul schnell fertig war an diesem Sonntag morgen, habe ich doch das Auto genommen, es war ja genug Zeit für die komplizierte Fahrt.
Mittenmang durch Dresden und nicht verfahren, gute Tagesform. Und dann Staus und Sperrungen wegen Radrennen. Die Geduld lohnt sich (zunächst). Es tut sich ja wie eine Märchenlandschaft vor einem auf, wenn man über Pirna nach Rathen fährt. Und dann die Atmosphäre am Fluss mit der Landschaft drumrum, wirklich sehr schön. Hier möchte ich mal ein paar Tage verbringen und Radtouren machen. Aber auf der westlichen Flussseite, wie sich später deutlich herausstellt angesichts der Massen drüben.
Eines springt mir gleich am Verkaufshäuschen oben am Festspielgelände ins Gesicht, da mir schon in Karl May Haus und Museum einmal mehr aufgefallen ist, dass man offenbar mehr und mehr dazu übergeht, Karl May mit dessen Bearbeitungen verwechseln zu lassen: es ist zwar schön, dass nicht nur der KMV-Band vom Winnetou ausliegt, sondern direkt daneben auch der von Weltbild, aber dass der KMV-Band mit einem Schildchen „Original“ versehen ist, ist in dieser Konstellation ja nun seltsam, mit Verlaub. Juristisch ist’s freilich in Ordnung, da hat sich Klara, in Sachen Literatur und Sprache wohl doch eher etwas ahnungslos, mal beschwatzen lassen, mit schwerwiegenden Folgen.
Wenn ich die Kinderwagen da stehen sehe, laufe ich innerlich gleich davon, was ist das für eine Unsitte. Und natürlich geht nach heftiger Knallerei am Anfang ringsum das Gejaule los, wenn jetzt einer sagt, die Knallerei müsse leiser sein, halte ich dem entgegen: Nein. Altersbegrenzung einführen. Selbst die Filme waren ab zwölf seinerzeit, und dass Karl May etwas für Kinder sei, hat man sich erst nach seinem Ableben ausgedacht.
Auf der Eintrittskarte steht, Zuspätkommende würden erst in einer geeigneten Pause eingelassen. Davon ist nichts zu merken, in der ersten Viertelstunde der Aufführung hört man das völlig ungeniert laute Gerede der täppisch nach ihrem Platz suchenden lauter als den Text von der Bühne (es werden hier auch keine Mikros benutzt). In solchen Situationen wünsche ich mir Klaus Kinski zurück, der hat dann schon mal, wenn es ihm zu bunt wurde mit seinen Mitmenschen, kommentarlos und relativ unaufgeregt demonstriert, wie Old Shatterhand zu seinem Namen gekommen ist.
Heute merke ich, dass zwei Freilichtaufführungen in zwei Tagen, zweimal das einschließlich Vorher und Nachher mehrstündige zwangsweise optische und akustische Dauererlebnis mit hunderten von Mammis und Papis samt Sprösslingen, es fehlen nur noch Hunde und Wellensittiche, mir nicht guttut. Gestern am Stausee habe ich schon gedacht, ich säße lieber in einer der Endproben, ohne Menschen, wie einst Ludwig II, insbesondere ohne Kinder.
Und es ist heiß, die Sonne brennt gnadenlos ins Rund, und die Schauspieler sind zwar nicht gerade schlecht, vermögen mich aber auch nicht zu beeindrucken, mit einer Ausnahme: Olaf Hörbe als Bancroft. Der ist wohl eingesprungen, steht gar nicht auf dem Zettel. Und spielt alle an die Wand. Das mögen jetzt viele, die auch da waren, nicht verstehen oder ganz anders sehen. Er macht nämlich gar nichts spektakuläres, er ist einfach nur in der Rolle, einfach nur ganz echt. Bei anderen hat man immer das Gefühl, sie spielen Theater. Bei ihm nicht. Da sieht man keinen Schauspieler Theater spielen, sondern Bancroft Ränke spinnen. Und das ist Schauspielkunst. (Was übrigens am nackten Oberkörper von Herrn Birkholz so besonderes sein soll, hat sich mir nicht erschlossen, da wurde ja an anderer Stelle heftig spekuliert).
In der Pause gehe ich meiner Wege und stelle fest, dass ein Karl May Buch lesen für mich immer zehnmal reizvoller sein wird als eine Freilichtaufführung anzusehen. Die Tussi, Verzeihung, die junge Dame am Ausgang will mich diesen nicht passieren lassen, fragt zunächst scheinheilig, ob sie fragen dürfe, wohin ich denn wolle.(Um dann nach der zu erwartenden Antwort genüsslich das bisschen Macht, das sie glaubt, nun mal für ein paar Stunden zu haben, herauslassen zu können). Ich zucke mit den Schultern und sage nur „Nö, warum ?“ Das bringt sie ganz aus der Fassung, dass es auch ein Verhalten jenseits der stromlinienförmigen Einheits-Norm gibt. Mit aufgerissenen Augen stößt sie „Weil es verboten ist, das Gelände in der Pause zu verlassen“ hervor. Natürlich gehe ich, ganz unaufgeregt. Den möchte ich sehen, der mich daran hindert. Die Landesbühnen Sachsen als Verantwortliche sollten sich von dem Gedanken verabschieden, Leute einsperren zu wollen.
Dann hoch zur Bastei. Endlich einigermaßen allein. Und die geistige Nahrung am Abend in Gestalt von neuerworbenen Büchern von Schmiedt und Starkl sauge ich ein wie unter einem Sauerstoffzelt, nach diesem volkstümlichen Tag.
Mittenmang durch Dresden und nicht verfahren, gute Tagesform. Und dann Staus und Sperrungen wegen Radrennen. Die Geduld lohnt sich (zunächst). Es tut sich ja wie eine Märchenlandschaft vor einem auf, wenn man über Pirna nach Rathen fährt. Und dann die Atmosphäre am Fluss mit der Landschaft drumrum, wirklich sehr schön. Hier möchte ich mal ein paar Tage verbringen und Radtouren machen. Aber auf der westlichen Flussseite, wie sich später deutlich herausstellt angesichts der Massen drüben.
Eines springt mir gleich am Verkaufshäuschen oben am Festspielgelände ins Gesicht, da mir schon in Karl May Haus und Museum einmal mehr aufgefallen ist, dass man offenbar mehr und mehr dazu übergeht, Karl May mit dessen Bearbeitungen verwechseln zu lassen: es ist zwar schön, dass nicht nur der KMV-Band vom Winnetou ausliegt, sondern direkt daneben auch der von Weltbild, aber dass der KMV-Band mit einem Schildchen „Original“ versehen ist, ist in dieser Konstellation ja nun seltsam, mit Verlaub. Juristisch ist’s freilich in Ordnung, da hat sich Klara, in Sachen Literatur und Sprache wohl doch eher etwas ahnungslos, mal beschwatzen lassen, mit schwerwiegenden Folgen.
Wenn ich die Kinderwagen da stehen sehe, laufe ich innerlich gleich davon, was ist das für eine Unsitte. Und natürlich geht nach heftiger Knallerei am Anfang ringsum das Gejaule los, wenn jetzt einer sagt, die Knallerei müsse leiser sein, halte ich dem entgegen: Nein. Altersbegrenzung einführen. Selbst die Filme waren ab zwölf seinerzeit, und dass Karl May etwas für Kinder sei, hat man sich erst nach seinem Ableben ausgedacht.
Auf der Eintrittskarte steht, Zuspätkommende würden erst in einer geeigneten Pause eingelassen. Davon ist nichts zu merken, in der ersten Viertelstunde der Aufführung hört man das völlig ungeniert laute Gerede der täppisch nach ihrem Platz suchenden lauter als den Text von der Bühne (es werden hier auch keine Mikros benutzt). In solchen Situationen wünsche ich mir Klaus Kinski zurück, der hat dann schon mal, wenn es ihm zu bunt wurde mit seinen Mitmenschen, kommentarlos und relativ unaufgeregt demonstriert, wie Old Shatterhand zu seinem Namen gekommen ist.
Heute merke ich, dass zwei Freilichtaufführungen in zwei Tagen, zweimal das einschließlich Vorher und Nachher mehrstündige zwangsweise optische und akustische Dauererlebnis mit hunderten von Mammis und Papis samt Sprösslingen, es fehlen nur noch Hunde und Wellensittiche, mir nicht guttut. Gestern am Stausee habe ich schon gedacht, ich säße lieber in einer der Endproben, ohne Menschen, wie einst Ludwig II, insbesondere ohne Kinder.
Und es ist heiß, die Sonne brennt gnadenlos ins Rund, und die Schauspieler sind zwar nicht gerade schlecht, vermögen mich aber auch nicht zu beeindrucken, mit einer Ausnahme: Olaf Hörbe als Bancroft. Der ist wohl eingesprungen, steht gar nicht auf dem Zettel. Und spielt alle an die Wand. Das mögen jetzt viele, die auch da waren, nicht verstehen oder ganz anders sehen. Er macht nämlich gar nichts spektakuläres, er ist einfach nur in der Rolle, einfach nur ganz echt. Bei anderen hat man immer das Gefühl, sie spielen Theater. Bei ihm nicht. Da sieht man keinen Schauspieler Theater spielen, sondern Bancroft Ränke spinnen. Und das ist Schauspielkunst. (Was übrigens am nackten Oberkörper von Herrn Birkholz so besonderes sein soll, hat sich mir nicht erschlossen, da wurde ja an anderer Stelle heftig spekuliert).
In der Pause gehe ich meiner Wege und stelle fest, dass ein Karl May Buch lesen für mich immer zehnmal reizvoller sein wird als eine Freilichtaufführung anzusehen. Die Tussi, Verzeihung, die junge Dame am Ausgang will mich diesen nicht passieren lassen, fragt zunächst scheinheilig, ob sie fragen dürfe, wohin ich denn wolle.(Um dann nach der zu erwartenden Antwort genüsslich das bisschen Macht, das sie glaubt, nun mal für ein paar Stunden zu haben, herauslassen zu können). Ich zucke mit den Schultern und sage nur „Nö, warum ?“ Das bringt sie ganz aus der Fassung, dass es auch ein Verhalten jenseits der stromlinienförmigen Einheits-Norm gibt. Mit aufgerissenen Augen stößt sie „Weil es verboten ist, das Gelände in der Pause zu verlassen“ hervor. Natürlich gehe ich, ganz unaufgeregt. Den möchte ich sehen, der mich daran hindert. Die Landesbühnen Sachsen als Verantwortliche sollten sich von dem Gedanken verabschieden, Leute einsperren zu wollen.
Dann hoch zur Bastei. Endlich einigermaßen allein. Und die geistige Nahrung am Abend in Gestalt von neuerworbenen Büchern von Schmiedt und Starkl sauge ich ein wie unter einem Sauerstoffzelt, nach diesem volkstümlichen Tag.