Am Jenseits

Waukel
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Beitrag von Waukel »

Nö, der war ganz normal.
In was wollt Ihr denn noch alles rumwühlen! Oder besteht ein medizinisch-diagnostisches Interesse?
:evil:
Kurt Altherr
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Beitrag von Kurt Altherr »

Die Anregungen von Dr. Math sind nachdenkenswert. Es ist durchaus möglich, dass Karl May im Arbeitshaus in Zwickau bzw. im Zuchthaus von Waldheim homoerotische Neigungen entwickelt hat.
Hermann Wohlgschaft
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Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Möglich ist alles, bewiesen ist nichts. Im ›Jenseits‹-Band geht es um andere Dinge. Also wenn schon dieses Thema, dann in einem anderen Thread. :cry:
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rodger
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Beitrag von rodger »

Waukel hat geschrieben: Nö, der war ganz normal.
In was wollt Ihr denn noch alles rumwühlen! Oder besteht ein medizinisch-diagnostisches Interesse?
:evil:
Wenn Karl May NORMAL war, in allerhand Hinsichten, freß' ich zwei bis zwölf Besen ... Das wär' ja auch wirklich nichts, Norm, wo kommen wir denn da hin ... (letztere Bemerkung ist nicht auf Sexualität bezogen)

Laß uns doch mal ein bißchen wühlen. Ich find's interessant.

Wenn wir alle seltsamen Stellen heraussuchen, von küßlichen Lippen, Küssen, Händchen halten und was weiß ich noch, könnten wir sicher eine Broschüre füllen ... Und daß sich einer, der wirklich mit der "anderen Seite" ganz und gar nichts am Hut hat, die Schneider-Bilder auf die Bücher pappen läßt, das glaub' ich nicht. Und finde nichts irgendwie Ehrenrühriges dabei (für einige Leute muß man das ja selbst heutzutage offenbar noch dazusagen).

Im Syberberg-Film kommt die Thematik auch zur Sprache. Da wird er wörtlich gefragt, ob er mit Winnetou ein "Verhältnis hatte", und antwortet nicht darauf .. (er weist dem Besucher stumm die Tür, woraus man nun schließen mag was man will).
Hermann Wohlgschaft
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Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Ich kann mir die, vielleicht oberlehrerhafte, Bemerkung jetzt nicht mehr verkneifen: Schon toll, wie zwangsläufig die Diskussion immer wieder ins Nebensächliche abrutscht (nicht nur hier, auch in jedem anderen Thread)!

Zentrales Thema des ›Jenseits‹-Bandes ist die Frage: Worauf kommt es an im Leben und Sterben? Was hat Bestand im Angesicht des Todes? Mays Antwort: Allein die Liebe.

Ach nein, das ist uns zu hoch. Da reden wir doch lieber über Spiritismus, über Eisenbahnen und Homoerotik … :(
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rodger
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Beitrag von rodger »

Sicher, für "Am Jenseits" ist es eher nebensächlich, und man kann eh nur mutmaßen. - In Sachen Eisenbahnfahren ist ja seitens Kara Ben Nemsi auch ausschließlich vom Fahren mit fremden Frauen die Rede.

:lol:

Als ich die Stelle gerade noch einmal nachschlug, ist mir noch aufgefallen, daß auch zu Beginn von "Am Jenseits" die Rede davon ist, daß Halef innerlich zum Christen geworden ist; das begegnet einem denn doch relativ oft, und keineswegs nur in Marienkalendergeschichten.

Zu erwähnen darf ich nicht vergessen, daß er sich früher alle mögliche Mühe gegeben hatte, mich zum Islam zu bekehren; aber die von ihm damals nicht geahnte Folge davon war, daß er jetzt Isa Ben Marryam hoch über Muhammed stellte; er war in seinem Innern Christ geworden und nicht nur seine Hanneh, sondern auch die meisten Haddedihn mit ihm.
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rodger
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Beitrag von rodger »

Übrigens (ich berichte nur ...) gehen die Herausgeber Augustin und Pleticha in ihrem Vorwort zum Weltbild-Band "Am Jenseits" ganz eindeutig von einem Zusammenhang des Buches mit dem Spiritismus aus (es scheint wirklich eine Frage der Begriffsbestimmung zu sein). Es finden sich Formulierungen wie "die deutliche Hinwendung Mays zum Spiritismus", "wachsenden Interesse für Spiritismus", "entzündete sich Mays Interesse aufs Neue und diesmal so stark, daß er sich binnen kurzem etwa siebzig einschlägige Werke für seine Bibliothek zulegte" u.v.a.

*

"Denn eben wo Begriffe fehlen,
Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein"
Thomas Math
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Beitrag von Thomas Math »

rodger hat geschrieben:, "entzündete sich Mays Interesse aufs Neue und diesmal so stark, daß er sich binnen kurzem etwa siebzig einschlägige Werke für seine Bibliothek zulegt
Dann noch Seancen besucht ueber mehr als zwanzig Jahre zuletzt wohl waehrend der Amerikareise,da sprechen doch die Fakten fuer sich.

Bei Herrn Wohlgschaft habe ich den Eindruck,dass nicht sein kann was nicht sein darf.
Wie man im uebrigen zwischen sinnigem und unsinnigem Paranormalen (so nenne ich das mal) unterscheiden kann, enzieht sich meinem kleinen Verstand.
marlies

Beitrag von marlies »

Schlitzohr? (@Hermann) ... tatsaechlich ... der Ausdruck passt gut zu May - er war ein grossartiges Schlitzohr
7 interessante Seiten; erinnert mich an den 'Biographie' thread ... :wink:

Das Bewundernswerteste an May's Spaetwerk wie dieses Am Jenseits, ist doch der Mut den er hatte das Ziel seiner Reise so offen darzulegen. Jeder Mensch hat eine ganz private, individuelle Reise von Geburt zum Tod, obs nun ein Glaube an 'es-gibt-keinen-Gott' ist, oder dass eine Reise nach Mekka das Allerhoechste ist, oder dass der Schoepfer als seine eigene Schoepfung daherwandelt, ist - schlussendlich - egal - weil, jeder muss mit seiner eigenen Ueberzeugung gluecklich werden und das 'Hieseits' zufrieden verlassen koennen. Solange - meiner eigenen Ueberzeugung nach, ich forciere es niemand anders auf - niemand jemand anders damit Schaden zufuegt - im kleinen, sei es als ein herablassendes Beleidigungswort, sowie im grossen, als Massengenozid. Die meisten Menschen lassen sich ihre eigene Weltanschauung 'massenproduziert' als Religion, Wissenschaft, Politik oder weiss ich was, vortischen, und 'follow the leader'. Die 'Reise' des individuellen Menschen ist aber auch unwiderruflich mit der Reise der Menschheit schlechthin so eng verbunden dass ein Unterschied kaum erkennbar ist.

Es gibt nur wenige Menschen (von den 6 Billionen auf Erden) die sich bewusst sind dass sie die Macht haben 'selber' zu denken. Es gibt noch wenigere die in diesem 'selber-denken'-Prozess eine globale Sicht erreichen und die kleinen sowie die grossen Zusammenhaenge des Lebens wenigstens erahnen koennen. Wie gehts noch ... : es gibt mehr Unglaubliches zwischen Erde und Himmel als wir erahnen koennen (oder so aehnlich).

Meiner Meinung nach hat May sich seine Weltanschauung selber 'erdacht', er hat die Macht des Selberdenkens erkannt, und die Reise zu dem Ziel das er sich 'erdachte' oeffentlich dargelegt (soweit es ihm in der Zeit und Kultur moeglich war). Und alles was er in seinem Leben erlebte (vom Negativen zum Positiven) trug dazu bei wie er sein eigenes Reiseziel, und das Reiseziel der Menschheit interpretierte (denn mehr als eine Interpretation kann keine Philosophie, Weltanschauung, Religion oder wissenschaftlich These ueberhaupt sein).

Dem Ziel sind ja bekanntlich die Mittel des Erreichens egal (oder so aehnlich). Ob nun eine so-und-so Erfahrung in Zwickau, oder in Massachusetts, oder in Villa Shatterhand, oder im Lehrerseminar positiv oder negativ war spielt keine Rolle, was May damit machte ist das Wichtigste: er hat Erfahrungen gesammelt, sie verwertet und der Nachwelt hinterlassen. Wollen wir nicht alle was der Nachwelt hinterlassen damit unser Name einmal erhalten bleibt?

Was ich persoenlich von May's 'Reiseerzaehlung' (in 'singular' = sein ganzes 'Werk', wovon Am Jenseits ein Teil ist) davontrage ist dies: May wollte 'alle Menschen' emporheben, ihnen etwas geben das ihnen bei diesem 'Schritt' auf die naechste Stufe der Evolution behilflich ist (denn wer den Schritt nicht machen kann bleibt zurueck - wie viele vergangene und untergegangene Zivilisationen und Kulturen bewiesen haben). Obwohl dies eine der noblesten Motivationen ist bestaetigt es doch auch etwas Zusaetzliches -- niemand kann das Leben eines anderen leben, jeder kann nur immer sein eigenes Leben steuern und entscheiden; sobald er versucht jemand anders diese 'Selbstbestimmung oder Freier Wille' wegzunehmen, auch nur durch einen 'Vorschlag' etwas anders zu machen, etwas anders zu denken, (ohne darum gefragt zu werden, ohne dazu aufgefordert zu sein - man unterscheide!) unterdrueckt er den anderen und gefaehrdet sich selber. May 'walked a fine line' damit, und am Ende hat sein Versuch nicht nur sich selber, sondern auch 'die Menschheit' emporzuheben (in einem 'last ditch effort', einem 'verzweifelten Stoss' durch sein Alterswerk) ihn vernichtet.

Sein Alterswerk (wie immer meine laien-Meinung :wink: ), representiert nicht nur seine 'selbst-erdachte' Lebensanschauung -- sein Reiseziel, sondern auch die Resignation eines Menschen der erkannte dass des Einzelwesens eigene Erfahrungen, lernen durch Fehlermachen, durch nichts ersetzt werden kann; so etwas wie May's Lebenswerk wird vielleicht irgendwann einmal einen kleinen Millimeter zum naechsten Riesenschritt in unserer Evolutionsreise beitragen -- denn dass wir irgendwohin reisen ist schon klar -- wir sind heute nicht mehr wo wir gestern waren sondern reisen mit ungeheurer Geschwindigkeit irgenwohin in das dunkle 'leere' (?) Weltall hinaus.
Thomas Math
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Beitrag von Thomas Math »


"es gibt mehr Unglaubliches zwischen Erde und Himmel als wir erahnen koennen"

Ein Spruch der mich schon seit Jahren aergert,da er oft dazu missbraucht allen moeglichen esoterischen Unsinn zu rechtfertigen.
Sagen wir es einmal so, es gibt einige Dinge,die wir noch nicht mit naturwissenschaftlichen Methoden erklaeren koennen,aber die Wissenschaft schreitet taeglich fort.


"Meiner Meinung nach hat May sich seine Weltanschauung selber 'erdacht', er hat die Macht des Selberdenkens erkannt, und die Reise zu dem Ziel das er sich 'erdachte' oeffentlich dargelegt (soweit es ihm in der Zeit und Kultur moeglich war). Und alles was er in seinem Leben erlebte (vom Negativen zum Positiven) trug dazu bei wie er sein eigenes Reiseziel, und das Reiseziel der Menschheit interpretierte"

Schoen formuliert,kann ich voll zustimmen.
Wie sinnig diese,seine Anschauung ist,da gehen die Meinungen dann auseinander.

"denn mehr als eine Interpretation kann keine Philosophie, Weltanschauung, Religion oder wissenschaftlich These ueberhaupt sein"

Bitte nicht Religion,Philosophie mit Wissenschaft in einen Topf werfen,da liegen Welten dazwischen.


"Wollen wir nicht alle was der Nachwelt hinterlassen damit unser Name einmal erhalten bleibt?"

Nein,so vermessen bin ich nicht,obwohl als Wissenschaftler wuerde ich sagen,was man wirklich hinterlaesst sind seine Gene und nicht literarische oder andere Werke.

"Was ich persoenlich von May's 'Reiseerzaehlung' (in 'singular' = sein ganzes 'Werk', wovon Am Jenseits ein Teil ist) davontrage ist dies: May wollte 'alle Menschen' emporheben, ihnen etwas geben das ihnen bei diesem 'Schritt' auf die naechste Stufe der Evolution behilflich ist (denn wer den Schritt nicht machen kann bleibt zurueck - wie viele vergangene und untergegangene Zivilisationen und Kulturen bewiesen haben)"


Kein Zweifel,dass auch der Mensch wie alle organischen Lebensformen der Evolution unterliegt,ob das allerdings zum "Edelmenschen" fuehrt wage ich zu bezweifeln,ich denke da eher an das Gegenteil,vergiss nicht ein wichtiges Konzept der Evolution ist Survival of the Fittest,not the Morally Right.


"(in einem 'last ditch effort', einem 'verzweifelten Stoss' durch sein Alterswerk) ihn vernichtet"


Den Aerger hat er sich zum grossen Teil durch sein Verhalten in den 1890er Jahren selbst eingehandelt.
What goes around comes around.
Wobei ich Lebius mal ausklammern will,die Motivation dieses Menschen habe ich nie verstanden.
Das Alterswerk hat ihm allenfalls finanziell geschadet,da niemand diesen "Unsinn" lesen wollte.

"irgendwann einmal einen kleinen Millimeter zum naechsten Riesenschritt in unserer Evolutionsreise beitragen -- denn dass wir irgendwohin reisen ist schon klar -- wir sind heute nicht mehr wo wir gestern waren sondern reisen mit ungeheurer Geschwindigkeit irgenwohin in das dunkle 'leere' (?) Weltall hinaus."

Wie Dir die heutige Astronomie sagen kann werden wir am Ende in der Sonne vergluehen,aber das hat noch Millionen Jahre Zeit.
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rodger
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Beitrag von rodger »

Thomas Math hat geschrieben: Sagen wir es einmal so, es gibt einige Dinge,die wir noch nicht mit naturwissenschaftlichen Methoden erklaeren koennen,aber die Wissenschaft schreitet taeglich fort.
Umgekehrt wird ein Schuh draus; wenn die Wissenschaft "fertig hat", dann wird sie erkennen, daß sie mit ihrem Latein am Ende und damit wieder am Anfang ist. Vgl. z.B. Heinrich von Kleist, Über das Marionettentheater.

Aber darüber läßt sich nicht debattieren, wir können uns natürlich dreihundertfünfundachtzig oder auch noch mehr mal These und Antithese mit allem Drum und Dran um die Ohren hauen, wir können es aber auch lassen.
Nein,so vermessen bin ich nicht
(in Sachen, Namen der Nachwelt hinterlassen)

Ich auch nicht. Drauf kommt es auch gar nicht an. Namen sind (letzten Endes) Schall und Rauch. (Das habe ich auch mein Leben lang nicht nachvollziehen können daß offenbar jeder Knatschmeier, Biederhuber oder Seppelschulze Wert darauf legt, daß sein Name nicht ausstirbt. Pah.)
Kein Zweifel,dass auch der Mensch wie alle organischen Lebensformen der Evolution unterliegt,ob das allerdings zum "Edelmenschen" fuehrt wage ich zu bezweifeln,ich denke da eher an das Gegenteil,vergiss nicht ein wichtiges Konzept der Evolution ist Survival of the Fittest,
Vielleicht geht's immer rundherum und kreuzundquer ?
Den Aerger hat er sich zum grossen Teil durch sein Verhalten in den 1890er Jahren selbst eingehandelt.
What goes around comes around.
Volle Zustimmung.
Hermann Wohlgschaft
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Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Soeben komme ich vom festlichen Gottesdienst zurück und lese die letzten Einträge im Thread. Ja, zum Donnerwetter!

Thomas Math schreibt: »Bei Herrn Wohlgschaft habe ich den Eindruck, dass nicht sein kann was nicht sein darf.« Das sagt ausgerechnet Herr Math! Wer meine Argumente widerlegen will, soll Fakten bringen und nicht nur Ressentiments (oder fehl gedeutete Fakten wie Mays Teilnahme an Séancen).

Zu Augustin und Pleticha (rodgers mitternächtlicher Eintrag, 00.04 Uhr): Da ich jetzt keine Zeit habe (ich möchte zu Freunden in Landsberg fahren), werde ich heute abend darauf zurückkommen. Für jetzt nur dies:

Augustins und Pletichas Bemerkung beweist doch nur, dass diese Herren entweder nicht wissen, was Spiritismus ist, oder den ›Jenseits‹-Roman überhaupt nicht verstanden haben (was mich aber verwundert, da beide Autoren ansonsten ja kompetente Fachleute sind).

Mehr dazu heute abend.

Noch etwas Erfreuliches: Dieser Thread ist gerade mal 5 Tage alt und hat schon über 100 Einträge und fast 2500 Aufrufe. So viele Einträge und so viele Aufrufe in so kurzer Zeit, das scheint mir – innerhalb des Stiftungsforums – rekordverdächtig.
Waukel
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Beitrag von Waukel »

Ich finde ja, dieses "Am Jenseits" ist ziemlich schwere Kost.
Wenn man darin liest, dann ist es wirklich schon so, als schreit da was lauter aus Mays Seele herauf, als es vorher zu vernehmen war. Wäre man psychologisch besser geschult, würde man darin wohl sehr viel von seiner Last, die er aus der Kindheit, seinem Vater- und Mutterverhältnis, seiner Schuld, die in ihn gestellten Erwartungen nicht erfüllt zu haben, den Gefängnisaufenthalten, und letztendlich auch seiner enttäuschenden Beziehung zu Emma.. usw.. mitgeschleppt hat, wiedererkennen.
Er bewegt sich thematisch ja auch sehr viel in Buße-Reue-Bestrafung-Schulddiskussionen.
Es ist doch alles so klar: Warum war May in diese aufgeplusterte Heldenrolle eines West-/Ostmannes geschlüpft, dass es nur so krachte? Geltung, Liebe, Zuneigung, Achtung, und o Staunen, plötzllich bewarfen sie ihn mit diesen Aufmerksamkeiten, er war bekannt, hatte Zulauf, bekam Anerkennung.
Das brachte ihm aber nicht das, war er eigentlich suchte.
Er hätte ja nur seine Geschichten in der gleichen Weise weiterproduzieren müssen, sie wären ihm alle abgekauft worden.

Sein persönliches Drama drohte schließlich wieder in eine Sackgasse zu laufen, als Kritik laut wurde. Oder war es schon vorher so weit gewesen?
Wann kam es eigentlich zu den ersten Kriteleien an seiner Glaubwürdigkeit, war das schon vorm "Jenseits"?
Kurt Altherr
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Beitrag von Kurt Altherr »

Karl May verfasste "Am Jenseits" zwischen September 1898 und März 1899.

Die erste kritische Erwähnung Karl Mays erfolgte im "Aschaffenburger Intelligenzblatt" am 10. Januar 1899.

Die Glaubwürdigkeit Karl Mays, die von ihmgeschilderten Abenteuer selbst erlebt zu haben wurde, wurde in der "Frankfurter Zeitung" vom 3. Juni 1899 angezweifelt und künftig forciert darüber berichtet.

Zu diesen beiden Zeitpunkten war "Am Jenseits" schon sehr weit fortstgeschritten bzw. vom Autor beendet.
Waukel
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Beitrag von Waukel »

Normal.

Das ist natürlich schon mal provozierend ausgedrückt. (Man kann mache Leute auf die Palme bringen, wenn man zu ihnen sagt, sie wären normal. Wer möchte schon einfach nur normal sein? Der Norm entsprechen. Pfui!)

Du kannst aber ruhig schon mal ein wenig an Deinem Besen zu knabbern beginnen, Rüdiger, denn für mich war May dennoch "normal". Im Kopf und in seiner Menschlichkeit. Er ist mir sogar meist sympathisch normal. Sympathisch, weil er sich mit seinem Kram auseinandergesetzt hat, weil er einen zuversichtlichen Weg gegangen ist, bemüht, sich aus seinem Sumpf herauszustrampeln.
Aber mein "normal" fiel ja als Antwort auf Herrn Maths Interesse an Mays sexuellen Beschäftigungen. Natürlich weiß ich auch nicht, was May so ge-trieb-en hat, aber es kann nicht von so großer Bedeutung sein für sein literarisches Schaffen, dass es wert wäre, darin herumzuschnüffeln.
Was sollten wir auch damit anfangen, wenn wir wüßten, die Mays oder May hat es einmal so oder so gemacht? Gibt das irgendjemandem irgendeinen Aufschluss?

Sehe gerade...
Danke, Kurt!
Ich denke auch, dass May diesen Weg aus innerer Not nicht mehr hätte weitergehen können, dazu bedurfte es nicht nur der Anschuldigungen von außen, es reichte wahrscheinlich schon sein Gewissen. Und das wurde ja später als riesiges Bild in seiner Bibliothek aufgestellt. Von Sascha Schneider gemalt übrigens. Was sagt uns das jetzt gleich wieder, Herr Math?
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