Verfasst: 1.6.2008, 11:11
Warum schreist dann so?
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Claus Roxin hat dazu viel Kluges geschrieben. Es ist immer wieder ein Genuß für mich, die sachlichen und kompetenten Ausführungen dieses May-Forschers zu lesen.nicht wirklich. Das lässt sich mit ziemlicher Sicherheit auf eine Handvoll Grundmuster reduzieren, die mehr oder weniger einfallsreich aneinandergeklebt und gelegentlich variiert werden.
Und weiter:Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, daß das Lesevergnügen, mit dem so viele Menschen sich in Mays Reiseerzählungen vertiefen, auf der ‚spannenden Handlung’ beruhe. Die Motive von ‚Gefahr’ und ‚Rettung’, ‚Gefangenschaft’ und ‚Befreiung’, aus denen sich im Orientroman wie in allen Reiseerzählungen Karl Mays die Handlungsereignisse fast ausschließlich entwickeln, sind überaus schlicht und wirken vom rein Stofflichen her in ihrer ständigen Wiederholung eher ermüdend. Aber May ist in der Lage, wo er auf der Höhe seines Könnens ist, dieselben Grundmotive immer wieder spannend zu machen, und zwar durch die suggestive Kraft (Karl May selbst nennt es die geheimnisvolle Kraft/WS) des erzählerischen Vortrages: durch seinen Erfindungsreichtum bei der Ausgestaltung und Variierung der Motive, durch Genauigkeit und Anschaulichkeit bei der Beschreibung und szenischen Verlebendigung, durch die handlungsfördernde Gespanntheit des scheinbar lockeren Dialogs und durch vielfältige epische Kunstgriffe, die längst einmal umfassend hätten untersucht werden müssen.
May ist sich vermutlich bei diesem Roman, mit dem er sich nach den vielen Versuchen seiner Frühzeit erstmals wirklich ‚freigeschrieben’ hatte, dieser Fähigkeit auch bewußt geworden. Daher rühren die fast spielerische Leichtigkeit der Stoffbewältigung und ein gewisser Übermut, mit dem er sich über die Sache stellt. So nennt er selbst das Amadijah-Motiv, „daß ein Gefangener durch die Berauschung seiner Wärter befreit“ wird, einen „verbrauchten Schriftstellercoup“, über den er sich oft „geärgert“ habe (Durchs wilde Kurdistan, HKA 213, F 242). Das kann ein Autor nur sagen, wenn er weiß, welch erzählerisches Glanzstück er auf mehr als 200 Buchseiten diesem ‚verbrauchten’ Motiv abgewonnen hat!
Claus Roxin: Bemerkungen zu Karl Mays Orientroman, in: Dieter Sudhoff, Hartmut Vollmer (Hg.): Karl Mays Orientzyklus. Karl-May-Studien; Bd. 1. Igel Verlag, Paderborn 1991, S. 84f.)
Die Handlungssubstanz selbst ist Karl Mays alleinige Erfindung. Es handelt sich dabei – von den psychischen Grundlagen her gesehen – weithin um die traumhafte Verkehrung innerer Ängste und biographischer Schockerlebnisse in Szenen sieghafter Befreiung. (...) Das traumatische Erlebnis, wie Kara Ben Nemsi beim Schwimmen durch das faulige Wasser halb erstickt an das Gitter der Kanalröhre stößt und im „Kampf des Todes“ mit letzter Anstrengung das Leben wiedergewinnt (Durch die Wüste, HKA 125f., F 140f.), ist ganz sein eigen und bildet den eigentlichen Kristallisationspunkt der Geschichte. Besonders Ernst Bloch hat wiederholt auf diese Stelle hingewiesen: „Die Handlung ist wie ein Angsttraum, aus dem man sich nicht herausfindet, oder wie eine Rettung, die man nicht müde wird, hundertmal zu hören.“ Szenen solcher Art sind der Inspirationsquell zahlreicher Episoden, aus denen sich die Handlung aufbaut: das Versinken im Sumpfe des Schott el Dscherid (Durch die Wüste, HKA 46-48 ...), wo Kara Ben Nemsi „zwischen Leben und Tod hinwegfliegt“; die Fahrt durch den Nilkatarakt mit dem Mordversuch Abrahim-Mamurs (Durch die Wüste, HKA 136-139, F 152-156); die Gefangennahme durch die Seeräuber (Durch die Wüste, HKA 177f., F 200f.); die Entdeckungsszene in Mekka (Durch die Wüste, HKA 260, F 298f.) – das alles sind Augenblicke, wie man sie sonst nur im Alptraum erlebt, verdichtete Symbole der Ur-Angst und Errettung, die sich aus der Biographie Mays mühelos mit konkreteren Inhalten füllen lassen, deren überprivate Eindruckskraft aber gerade darin besteht, daß sie jeder Leser auf die Widerfahrnisse seiner eigenen Seele beziehen und dadurch in sehr unmittelbarer Weise miterleben kann.
Claus Roxin: Bemerkungen zu Karl Mays Orientroman. S. 87f.)
Wenn hier schon von Ungereimtheiten geschrieben wird: mich wundert es, daß sich niemand an den "Rudern", die ständig in Mays Text auftauchen, gestört hat...; denn ein indianischen Canoe, also ein Canadier, wird natürlich gepaddelt und nicht gerudertmarlies hat geschrieben:>Jetzt war uns der Ruderschlag ganz nahe, und ein indianisches Canoe tauchte aus dem Nebel auf.<
---Santer, auf 'Wasser mit Gefaelle' ist 'ganz nahe' bei den dreien im 'stillen' Wasser (und das ohne Wirbel?)---
Und an sowas störe ich mich überhaupt gar nicht, denn um solche Kleinigkeiten gehts bei May nämlich nicht. Aber wem sag ich das .Wanderer hat geschrieben:Wenn hier schon von Ungereimtheiten geschrieben wird: mich wundert es, daß sich niemand an den "Rudern", die ständig in Mays Text auftauchen, gestört hat...; denn ein indianischen Canoe, also ein Canadier, wird natürlich gepaddelt und nicht gerudert