Dieter Krauße |
Karl-May-Stiftung 1956 |
Es ist mittlerweile mehr als ein halbes Jahrhundert her, als in Schwerin eine Abschlussarbeit zur Berufsschullehrerausbildung vorgelegt wurde mit dem Thema: ›Karl May als Jugendschriftsteller und die Stellung der Literaturkritik zu seinem Werk bis in unsere Zeit.‹ 1956 war dieses Thema in der DDR noch möglich. Die Karl-May-Gesellschaft war in der damaligen Bundesrepublik noch nicht gegründet. Das nur als Zeitvergleich. Und im Osten hatten Unermüdliche den Kampf für das Erscheinen von Büchern Karl Mays noch nicht aufgegeben.
Im Abschnitt ›Literaturkritik nach 1945‹ dieser Arbeit wurden dafür auch genutzt:
Bei all den oft auch unfair geführten
Auseinandersetzungen um das
Erscheinen, um Duldung oder Verbot von Karl Mays Werken in der DDR
blieb im Großen und Ganzen die Karl-May-Stiftung in der Öffentlichkeit
unbeobachtet. 1913 wurde sie errichtet. Veränderte Zeitverhältnisse
erforderten auch Veränderung in der Satzung der Stiftung. Grundsätzlich
blieb immer das Ziel, »das Andenken an den Schriftsteller Karl May und
seine Werke […] zu erhalten und zu pflegen.« Daraus ergeben sich heute
noch
vielseitige Aufgaben. Dass dabei das Geburtshaus, die »Villa
Shatterhand«, das Museum und eben auch die Förderung weiterer
Forschungen von Person und Werk besondere Schwerpunkte bilden, ist
klar.
Im Rahmen dieser Abschlussarbeit wurde auch
eine Anfrage gestellt, die
die Karl-May-Stiftung betraf, und zwar an die Abteilung Volksbildung
beim Rat des Bezirkes Dresden. Dabei ging es um das Jahr 1956. Im
Januar dieses Jahres wurde auf dem IV. Schriftstellerkongress in
Berlin die Forderung erhoben, den Sozialistischen Realismus in der
Literatur durchzusetzen. Jeder kann sich vorstellen, dass damit das
Bemühen um Karl May nicht einfacher, sondern besonders kompliziert
wurde.
Aber die Antwort des Bevollmächtigten der
Karl-May-Stiftung Werner
Kotte aus Dresden an den Fragesteller beweist, dass auch in diesem
schwierigen Fahrwasser so gut wie eben möglich die Grundsätze der
Stiftung eingehalten wurden. Man kann sich mit Recht auch über diese
kleinen Beweise der Kraft dieser Stiftung in schwierigen Zeiten freuen.