Nochmal zurück zum Zahnschmerz, da ist mir heute morgen als erstes eine andere Stelle aus dem Werk eingefallen, nämlich diese
Ich erinnere mich, daß einst ein Schwesterchen schlimmes Zahnweh hatte; kein Mittel half; da tröstete ich sie: >Paulinchen, ich gehe jetzt hinaus in die Schlafstube und sag's dem lieben Gott; paß auf, da hört's gleich auf!< Werdet Ihr mich auslachen, Sir, wenn ich Euch versichere, daß es wirklich aufgehört hat?«
»Fällt mir nicht ein! Wehe dem Menschen, der über so etwas zu lachen vermag!«
(Old Surehand I)
Dort geht es dann noch munter weiter, über Zahnschmerzen u.ä. hinaus,
»Ich könnte Euch viel erzählen, von höchst sonderbaren Wünschen, die ich da dem lieben Gott vorgetragen habe; er hat seine Engel, und wenn es Menschen sind, auch solche Bitten zu erfüllen. Später als Schüler begann ich nachzudenken. Ich bekam ungläubige Lehrer, welche ihre Verneinung in einen anziehenden Nimbus zu hüllen wußten. Ich studierte hebräisch, aramäisch, griechisch, um die heilige Schrift im Urtexte zu lesen. Der Kinderglaube verschwand; der Zweifel begann, sobald die gelehrte Wortklauberei anfing; der Unglaube wuchs von Tag zu Tag, von Nacht zu Nacht, denn ich opferte meine Nächte dem frevelnden Beginnen, die Wahrheit durch meine eigene Klugheit zu erfassen. Welche Thorheit! Aber Gott war barmherzig gegen den Thoren und führte ihn auch auf dem Wege des Studiums zu der Erkenntnis, daß jener fromme Kinderglaube der allein richtige sei. Meine nachherigen Reisen brachten mich mit den Bekennern aller möglichen Anbetungsformen in Berührung. Ich besaß nicht jenes Christentum, welches sich über allen Andersgläubigen erhaben dünkt, sondern ich prüfte auch hier; ich studierte den Kuran, die Veda, Zarathustra (Zoroaster) und Cong-fu-tse (Confucius). Diese Lehren konnten mich nicht ins Wanken bringen wie früher die Werke unserer >großen Philosophen<, welche noch heut in meiner Bibliothek >glänzen<, weil ich sie außerordentlich schone, indem ich sie fast nie in die Hand nehme. Mein Kinderglaube ist also durch zahlreiche Prüfungen gegangen; er hat sich in ihnen voll bewährt und wohnt mir darum doppelt unerschütterlich im Herzen.«
(Nicht daß Hermann Wohlgschaft sich jetzt wieder beklagt, daß wir nicht beim Thema bleiben. Manchmal ist das halt so, da kommt man vom Hölzken auf's Stöcksken, auch Karl May, von Zipperlein auf Sonstnochwas. Wir bitten um Nachsicht.)
