Lieferung 39

Karl May

18. August 1883

Waldröschen
oder
Die Rächerjagd rund um die Erde.

Großer Enthüllungsroman
über die
Geheimnisse der menschlichen Gesellschaft

von

Capitain Ramon Diaz de la Escosura.


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zählten. Da hörte ich, daß sie einige Reiter abfangen wollten, welche nach der Hazienda von Mexiko aus unterwegs sind. Ich brach natürlich sofort auf, um diese Leute zu warnen. Seid Ihr die Rechten, so ist es gut, seid Ihr aber die Rechten nicht, so bleibe ich hier liegen, bis die Richtigen kommen.«

Da reichte ihm Sternau die Hand entgegen und sagte:

»Ihr seid ein braver Kerl, ich danke Euch! Wie die Sache liegt, werden wir wohl die Rechten sein. Wie viele Männer waren es?«

»Zwölf.«

»Hm, das sind ihrer gerade so viele, als ich auf mich selbst nehme. Fast habe ich Lust, ein Wörtchen mit ihnen zu reden.«

Der Büffelhauptmann blickte Sternau von der Seite an und sagte:

»Ihr nehmt Zwölf auf Euch, Sennor?«

»Ja, unter Umständen noch mehr,« antwortete Sternau ernsthaft.

»Das sind wohl Elf zu viel, he?«

»Ganz wie Ihr denkt. Wenn es auf mich ankäme, so würde ich mir diese Leute einmal betrachten. Aber es ist doch wohl nicht gerathen, sich unnöthig in Gefahr zu begeben.«

»Ich denke das auch,« nickte der Fremde ironisch.

»Wohin geht nun Euer Weg?« fragte Sternau.

»Zur Hazienda. Soll ich Euch führen?«

»Wenn es Euch Vergnügen macht, ja.«

»So kommt.«

Er bestieg sein Pferd und setzte sich damit an die Spitze der kleinen Truppe. Er hing, ganz nach Indianerart, vornüber auf dem Pferde, um jede Spur sogleich bemerken zu können, und Sternau sah es seinem ganzen Habitus an, daß es ein Mann sei, auf den man sich verlassen könne.

Gegen Abend, als man ein Nachtlager brauchte, zeigte sich der Mann im Auffinden einer passenden Stelle und den Vorsichtsmaßregeln so erfahren und gewandt, daß Sternau erkannte, es mit keinem gewöhnlichen Manne zu thun zu haben. Er nahm von den Speisen der Drei, er rauchte auch eine Cigarrette, aber als man ihm einen Schluck Rum anbot, wies er diesen zurück.

Ein Feuer wurde der Unsicherheit des Weges wegen nicht angemacht und so wurde das kurze Abendgespräch im Dunkeln geführt.

»Kennt Ihr die Leute auf der Hazienda, Sennor?« fragte Sternau den Führer.

»Ja, gewiß,« antwortete dieser.

»Wer ist dort zu treffen?«

»Zunächst Sennor Arbellez, der Haziendero, sodann Sennorita Emma, seine Tochter, sodann Sennora Hermoyes und endlich ein Jäger, welcher am Kopfe krank ist. Dann giebt es noch Gesinde und vierzig Vaqueros und Ciboleros.«

»Zu den Ciboleros gehört wohl auch Ihr?«

»Nein, Sennor. Ich bin ein freier Miztekas.«

Da horchte Sternau auf.

»Ein Miztekas seid Ihr?« fragte er.

»Ja.«


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»O, da müßt Ihr doch auch Mokaschi-motak, den großen Häuptling Büffelstirn kennen?«

»Ich kenne ihn,« sagte der Gefragte ruhig.

»Wo ist er jetzt zu finden?«

»Bald hier, bald dort, wie der große Geist ihn treibt. Wo habt Ihr von ihm gehört?«

»Sein Name ist allüberall; ich habe ihn sogar drüben über dem großen Meere nennen hören.«

»Wenn er das erfährt, so freut er sich. Wie soll ich Euch nennen, Sennores, wenn ich mit Euch spreche?«

»Ich heiße Sternau, dieser Sennor heißt Mariano und der andere Helmers. Und wie nennen wir Euch, Sennor?«

»Ich bin ein Miztekas; nennt mich so.«

Das war das ganze Abendgespräch, dann ging man zur Ruhe, während welcher die Nachtwache unter die Vier vertheilt wurde. Am anderen Morgen wurde in der Frühe aufgebrochen und bereits noch vor der Mittagszeit sah man die Hazienda vor sich liegen. Da hielt der Miztekas an und zeigte mit der Hand nach der Besitzung.

»Das ist die Hazienda del Erina, Sennores,« sagte er. »Nun könnt Ihr sie nicht mehr verfehlen.«

»Wollt Ihr nicht mit?« fragte Sternau.

»Nein. Mein Weg ist der Wald. Lebt wohl!«

Er gab seinem Pferde die Hacken und sprengte links ab davon. Die anderen Drei aber ritten der Ummauerung entgegen und hielten vor dem Thore an.

Als Sternau klopfte, erschien innen ein Vaquero und fragte nach ihrem Begehr.

»Ist Sennor Arbellez zu Hause?«

»Ja.«

»Sagt ihm, daß Gäste aus Mexiko zu ihm wollen.«

»Seid Ihr allein, oder kommen noch Mehrere?«

»Wir sind allein.«

»So will ich Euch vertrauen und öffnen.«

Er schob den gewaltigen Riegel zurück und ließ die Reiter in den Hof. Hier sprangen sie von ihren Pferden, welche der Vaquero übernahm, um sie zu tränken. Als sie den Eingang des Hauses erreichten, kam ihnen der Haziendero bereits entgegen. Sein Blick ruhte mit staunendem Erschrecken auf der hohen Gestalt Sternau's.

»Dios mios, was ist das!« sagte er. »Seid Ihr ein Spanier, Sennor?«

»Nein, ein Deutscher.«

»So ist es ein Naturspiel. Fast hätte ich Euch für den Herzog von Olsunna gehalten.«

Schon wieder hörte Sternau diesen Namen.

»Habt Ihr ihn gekannt, Sennor?« fragte er.

»Ja; ich bin ja ein Spanier. Aber es ist ja richtig; Ihr könnt gar nicht der Herzog von Olsunna sein, der viel älter als Ihr ist. Seid willkommen!«

Er reichte ihm die Hand und streckte sie auch Mariano entgegen. Dieser hatte das Gesicht abgekehrt gehalten, weil er nach den Pferden blickte; jetzt drehte er sich


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herum und nun der Haziendero in sein Gesicht blickte, zog er die Hand zurück und stieß einen lauten Ruf der Ueberraschung aus.

»Caramba, was ist das! Graf Emanuel! Doch nein, auch das kann nicht sein, denn Graf Emanuel ist viel älter.«

Er griff sich an die Stirn; diese beiden Aehnlichkeiten machten ihm zu schaffen. Nun fiel dabei sein Auge auf Helmers und sofort schlug er die Hände zusammen.

»Valgame Dios, Gott stehe mir bei, bin ich verhext!« rief er.

»Was ist's, Vater?« fragte hinter ihm eine klare, süße Mädchenstimme.

»Komm her, Emma, mein Kind,« antwortete er. »So etwas ist mir noch nicht geschehen, das ist ja wunderbar! Da kommen drei Sennores; der Eine sieht dem Herzoge von Olsunna, der Andere dem Grafen Emanuel und der Dritte Deinem armen Bräutigam so ähnlich, wie ein Ei dem anderen.«

Emma trat hervor und lächelte; aber als sie Helmers erblickte, sagte sie:

»Es ist wahr, Vater, dieser Sennor sieht gerade so aus, wie mein armer Antonio.«

»Na, das wird sich auf klären,« meinte der Haziendero. »Seid willkommen, Sennores, und tretet ein in mein Haus!«

Er streckte nun auch Mariano und Helmers die Hand entgegen und führte die Gäste empor in den Speisesaal, wo ihnen zunächst eine Erfrischung gereicht wurde. Eben hob Helmers das Glas empor, um zu trinken, als er es wieder absetzte. Sein Auge hing an der Thüre, welche sich geöffnet hatte, um eine hagere, bleiche Gestalt einzulassen, welche mit irren, nichtssagenden Augen die Angekommenen überflog. Helmers trat ein paar Schritte nach der Thüre zu und fixirte den Kranken.

»Ist es möglich!« rief er dann. »Anton, Anton! O mein Gott!«

Der Irre blickte ihn an und schüttelte den Kopf.

»Ich bin todt, ich bin erschlagen worden,« wimmerte er.

Helmers ließ die Arme sinken und fragte:

»Sennor Arbellez, wer ist dieser Mann?«

»Es ist der Bräutigam meiner Tochter,« antwortete der Haziendero. »Er heißt Antonio Helmers und die Jäger nannten ihn Donnerpfeil.«

»Also doch! Bruder, o mein Bruder!«

Mit diesem Ausrufe stürzte er sich auf den Irren zu, schlang die Arme um ihn und drückte ihn an sich. Der Kranke ließ sich liebkosen, blickte gleichgiltig in das Angesicht seines Bruders und sagte nur:

»Ich bin erschlagen worden, ich bin todt!«

»Was ist mit ihm; was fehlt ihm?« fragte Helmers den Wirth. »Er ist wahnsinnig,« antwortete dieser.

»Wahnsinnig? O Herr, mein Gott, welch ein Wiedersehen!«

Der Deutsche legte sich die Hand vor die Augen, warf sich in einen Stuhl und weinte. Die Anderen standen wortlos und ergriffen dabei, bis Arbellez ihm die Hand auf die Achsel legte und mit leiser Stimme fragte:

»Ist es wahr, daß Ihr der Bruder von Sennor Antonio seid?«

Helmers richtete die in Thränen schwimmenden Augen zu dem Frager empor und antwortete:

»Ich bin sein Bruder! O mein Gott, welch ein Wiedersehen!«

»So seid Ihr Seemann?«


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»Ja.«

»Er hat uns viel von Euch erzählt.«

»Ich bin todt, ich bin erschlagen,« klagte der Irre dazwischen. Sternau hatte bisher kein Auge von ihm verwandt, jetzt fragte er:

»Was ist die Ursache seiner Krankheit?«

»Ein Schlag auf den Kopf,« antwortete Arbellez.

»Haben Sie einen Arzt gehabt?«

»Ja, längere Zeit.«

»Hat dieser gesagt, daß keine Hilfe möglich sei?«

»Ja.«

»So ist dieser Arzt ein Pfuscher, ein unverständiger Ignorant. Fassen Sie sich, Helmers. Ihr Bruder ist nicht wahnsinnig, sondern geistig gestört; es ist noch Hilfe möglich.«

Da ertönte ein heller Jubelschrei. Emma Arbellez hatte ihn ausgestoßen. Sie kam auf Sternau zugeflogen, faßte seine beiden Hände und fragte:

»Sagen Sie die Wahrheit, Sennor?«

»Ja.«

»Gewiß? Sind Sie ein Arzt?«

»Ich bin ein Arzt und hoffe das Beste. Sobald ich die näheren Umstände weiß, unter denen er erkrankte, werde ich Ihnen mit Gewißheit sagen können, ob ich Hilfe bringen kann.«

»O, so lassen Sie sich schnell erzählen -«

»Gemach, Sennorita!« unterbrach Sternau sie. »Das möchten wir uns denn doch bis zu einem ruhigeren Augenblicke aufsparen. Zunächst haben wir noch Anderes zu besprechen, welches ebenso wichtig und nöthig ist.«

Sie ließ sich nur ungern zurückweisen und führte den Irren aus dem Zimmer.

»Es muß eine sehr wichtige Angelegenheit sein, welche Sie hierher geführt hat,« sagte der Haziendero in einer Art von Vorahnung.

»Eine sehr, sehr wichtige,« bestätigte Sternau.

»Meine Hazienda war Ihr einziges Ziel?«

»Ja.«

»Und Sie haben sie ohne Führer gefunden?«

»So ziemlich. Erst gestern trafen wir einen Mann, der uns bis hierher begleitete. Es war ein Indianer vom Stamme der Miztekas.«

»Der Miztekas? Das ist Büffelstirn gewesen.«

»Büffelstirn?« fragte Sternau überrascht. »Er trug doch gar nicht die Abzeichen eines Häuptlings!«

»Das thut er nie. Er kleidet sich nur in Büffelhaut und trägt als Waffe eine Büchse und sein Messer.«

»So war er es. Ich bin mit Büffelstirn geritten, ohne es zu wissen. Er hat es uns verschwiegen; er ist ein echter, richtiger Mann. Wird man ihn wiedersehen?«

»Er ist jetzt täglich in der Gegend. Sie bleiben doch auf einige Zeit mein Gast?«

»Das werden die Umstände bestimmen. Wann haben Sie Zeit, zu hören, was uns hierher geführt hat?«


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»Sogleich oder auch später, je nachdem Sie es wünschen. Ist die Sache kurz und muß sie sogleich erledigt sein?«

»Nein. Sie bedarf einer längeren Zeit und will überhaupt sehr achtsam behandelt sein. Es handelt sich um ein Familiengeheimniß, zu dessen Aufklärung wir Ihre Hilfe und diejenige von Maria Hermoyes brauchen.«

»Ich stehe zur Verfügung, bitte aber zunächst um die Erlaubniß, Ihnen Ihre Zimmer anweisen zu dürfen. Sie bedürfen ja vor allen Dingen der Aufmerksamkeit, das Thema kann warten bis später.«

Karja, die Indianerin, trat ein. Sie hatte nach den Zimmern gesehen und kam nun, um die Herren zu führen. Sternau erhielt dasjenige, welches Graf Alfonzo gewöhnlich bewohnt hatte. Er reinigte sich vom Schmutze der Reise und ging dann auf einen Augenblick hinunter in den Garten. Dort sah er die schöne Tochter des Haziendero sitzen, neben ihr den Irren, welcher sich höchst gleichgiltig von ihr liebkosen ließ. Sie erhob sich, um dem Gaste Platz zu machen.

Er setzte sich so, daß er den Kranken beobachten konnte, und begann nun mit der Sennorita ein Gespräch, im Verlaufe dessen sie ihm die Abenteuer in der Höhle des Königsschatzes und also auch den Grund von der Erkrankung ihres Bräutigams mittheilte. Er hörte aufmerksam zu, denn ihre Erzählung erregte noch mehr als blos sein ärztliches Interesse.

»Also der berühmte Bärenherz war auch mit dabei,« sagte er dann. »Hat sich dieser Apachenhäuptling seitdem wieder sehen lassen?«

»Nein.«

»Und all, all dieses Unheil nur um eines einzigen Menschen, um dieses Alfonzo Rodriganda willen! Man wird ihm das Handwerk legen und all seine Missethat sühnen lassen.«

»O, Sennor, wird auch hier bei meinem armen Antonio eine Sühne, eine Hilfe möglich sein? Sein Bruder hat mir bereits erzählt, während Sie auf Ihrem Zimmer waren, daß Sie ein großer und berühmter Arzt sind und daß Sie sogar Ihre eigene Gemahlin vom Wahnsinne errettet haben.«

»Der größte Arzt ist Gott; ich hoffe, daß er auch hier helfen wird. Ist Ihr Patient geduldig und gefügig?«

»Sehr.«

»Wird er mit mir gehen?«

»Sofort.«

»So werde ich ihn mit mir nehmen, um ihn sogleich zu untersuchen. Ich führe meine Bestecks stets bei mir und hoffe, daß ich Alles habe, was ich brauche.«

Er ergriff die Hand des Patienten und dieser folgte ihm mit der allergrößten Bereitwilligkeit. Emma ging auf ihr Zimmer und sank dort auf ihre Kniee, um zu beten. Als sie dann in den Salon kam, waren bereits Alle erwartungsvoll versammelt, um den Ausspruch des Arztes zu vernehmen. Dieser aber kam erst später. Er wurde sofort mit Fragen bestürmt.

»Ich will Ihnen Allen eine frohe Botschaft bringen,« sagte er lächelnd. »Ich werde Sennor Helmers herstellen.«

Ein lauter, vielstimmiger Jubelruf erscholl durch den Raum, dann fuhr er fort:

»Der Schlag ist ein außerordentlich kräftiger gewesen, aber er hat dennoch die


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Hirnschale nicht zertrümmert; doch unter derselben hat irgend ein Blutgefäß seinen Inhalt gerade auf das Organ des Gedächtnisses ergossen, und so kommt es, daß der Patient Alles vergessen hat, nur nicht das Letzte, was er vom Leben fühlte, nämlich den Schlag. Er weiß, daß er todtgeschlagen werden sollte, er hat den Hieb gefühlt und glaubt nun, daß er todt sei. Die sicherste Hilfe ist möglich nur durch die Trepanation. Ich werde die Hirnschale öffnen, um das ausgeflossene Blut zu entfernen, dann hört der Druck desselben auf die Hirnmasse auf, das Organ beginnt seine unterbrochene Thätigkeit und in demselben Augenblicke wird auch das vollständige Gedächtniß wiederkehren.«

»Ist diese Operation lebensgefährlich?« fragte Emma besorgt.

»Schmerzlich, aber nicht lebensgefährlich,« tröstete er. »Wenn die Angehörigen des Patienten mir ihre Vollmacht ertheilen, werde ich morgen die Trepanation vornehmen.«

Sie erklärten sich Alle einverstanden, und Arbellez fügte lächelnd hinzu:

»Und um das Honorar dürfen Sie nicht bange sein, Sennor. Der Patient ist reich, steinreich; er hat aus der Höhle des Königsschatzes ein Geschenk erhalten, welches ihn in den Stand setzt, sogar eine Trepanation zu bezahlen.«

»Hoffen wir, daß die Operation ihn so weit herstellt, daß er seinen Schatz genießen kann,« sagte Sternau und ging dann wieder fort, um nach seinen Instrumenten zu sehen, die ja morgen sich in einem brauchbaren Zustande befinden mußten.

Am Abende nach dem Nachtmahle gab es eine Sitzung, in welcher der eigentliche Zweck der Reise erörtert wurde. Was Arbellez und die alte Maria Hermoyes da erzählten, das bestätigte die Vermuthungen, welche Sternau bis jetzt gehegt hatte.

Der brave Haziendero bot Mariano sofort seine Hazienda an, und in dem ganzen Hausstande war nicht ein Einziger, welcher nicht überzeugt gewesen wäre, daß er der richtige, wirkliche Graf Alfonzo sei.

Nun nahte der nächste Tag, an welchem die Operation stattfinden sollte. Sternau bat Helmers, Mariano und Arbellez, ihm zu assistiren, wies aber sonst jede Störung von sich. Um die Mittagsstunde begaben sich die vier Männer nach dem Zimmer des Patienten. Der Korridor, in welchem dasselbe lag, war für Jedermann verschlossen. Die ganze Bewohnerschaft des Hauses hielt sich beisammen und jeder Gedanke und jedes ausgesprochene Wort war ein Gebet um das Gelingen des großen Unternehmens.

Zuweilen war es, als ob ein schmerzhaftes Wimmern oder ein lauter, schriller Schrei durch das Haus ertöne, dann aber war Alles wieder ruhig. Endlich nach langer, langer Zeit kam Arbellez herab. Er sah bleich und angegriffen aus.

»Wie steht es?« kam ihm Emma entgegen.

»Sennor Sternau hofft Alles. Der Patient liegt in Ohnmacht. Du sollst kommen und bei ihm bleiben.«

»Ich allein?«

»Nein, ich mit. Wenn er erwacht, darf er nur bekannte Gesichter sehen.«

Sie folgte dem Vater. Droben im Korridor begegnete ihnen Helmers. Auch er hatte die Farbe des Todes. Der Kranke mußte viel ausgestanden haben.

Als die Beiden leise eintraten, stand Sternau über den Kranken gebeugt, um


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seine Pulsschläge und Athemzüge zu zählen. Als Emma in die fürchterlich ermatteten und entstellten Züge des Geliebten blickte, hätte sie geradeauf schreien mögen, aber sie bezwang sich.

»Sennora, setzen Sie sich so, daß er Sie sofort sieht, wenn er erwacht. Ich werde mich hinter den Vorhang zurückziehen,« flüsterte Sternau.

»Wird es lange dauern, ehe ihm das Leben wiederkehrt?« fragte sie.

»Höchstens zehn Minuten, und dann wird es sich entscheiden, ob das Gedächtniß wieder da ist. Warten und beten wir!«

Er trat hinter den Vorhang zurück und Emma setzte sich neben das Bett, während Arbellez in der Nähe desselben Platz nahm. So dehnten sich die Minuten gleich Ewigkeiten dahin, bis endlich, endlich der Patient die Hand regte.

»Erschrecken Sie nicht,« sagte Sternau ganz leise. »Nach meiner Berechnung wird er einen Todesschrei ausstoßen, weil er meint, erschlagen zu werden.«

Der kluge Arzt hatte sich nicht getäuscht. Der Kranke regte sich mit einemmale am ganzen Körper, lag dann einige Sekunden lang starr, und das waren die Augenblicke, in denen sein Denkvermögen wieder in Kraft trat, und nun stieß er einen Schrei aus, so entsetzlich, so schauerlich, daß selbst Arbellez zitterte und Emma sich anhalten mußte, um nicht zusammenzubrechen. Diesem Schrei folgte ein tiefer, tiefer Seufzer und dann - dann schlug der Kranke die Augen auf.

In diesen Augen hatte Monate lang keine Spur des Selbstbewußtseins gelegen, jetzt aber war es, als ob der Kranke aus dem Schlafe erwache; er blickte zunächst geradeaus, dann nach rechts, nach links - er stutzte; sein Blick verschärfte sich und fiel auf Emma. Da öffneten sich auch die Lippen.

»Emma!« sagte er leise. »O Gott, mir träumte, daß mich dieser Alfonzo erschlagen wolle; es war in der Höhle des Königsschatzes. Ist's wahr, daß ich bei Dir bin?«

Er streckte ihr die Hand entgegen, sie nahm sie in die ihrige und sagte:

»Du bist bei mir, mein Antonio!«

Da griff er mit der Hand nach dem verhüllten Kopfe.

»Aber doch thut mir der Kopf so weh, an der Stelle, an welcher mich der Schlag traf,« sagte er. »Warum bin ich verbunden, Emma?«

»Du bist ein klein wenig verletzt,« sagte sie.

»Ja, ich fühle es,« antwortete er. »Du wirst mir das erzählen, jetzt aber will ich schlafen, denn ich bin sehr müde.«

Er schloß die Augen und bald zeigte das ruhige Athmen seiner Brust, daß er in Schlaf verfallen sei. Nun trat Sternau wieder hervor und flüsterte mit freudestrahlender, triumphirender Miene:

»Gewonnen! Es ist gelungen! Wenn das Wundfieber gut verläuft, so ist er vollständig hergestellt. Gehen Sie hinab, Sennor Arbellez, und bringen Sie den Wartenden diese freudige Nachricht. Ich werde mit der Sennorita hier wachen.«

Der brave Haziendero eilte fort und versetzte mit seiner Nachricht alle Bewohner des Hauses in Freude und Entzücken.

Der Tag und die folgende Nacht verflossen sehr günstig, aber der Morgen brachte eine Unruhe, welche sich allerdings nicht auf den Kranken bezog. Es erschien nämlich Büffelstirn, der Häuptling der Miztekas, und fragte nach dem Haziendero.


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Als er zu diesem geführt wurde, erzählte er ihm, daß jedenfalls ein Ueberfall der Hazienda geplant werde. Arbellez erschrak.

»Da muß ich gleich Sennor Sternau holen,« sagte er.

»Sennor Sternau? Den großen Fremden, den ich zu Euch brachte?« fragte der Indianer.

»Ja.«

»Was soll dieser?«

»Uns einen guten Rath ertheilen.«

Der Indianer machte eine Bewegung der Geringschätzung und fragte:

»Was ist dieser Mann?«

»Ein Arzt.«

»Ein Arzt der Bleichgesichter! Wie kann er geben einen guten Rath an Büffelstirn, den Häuptling der Miztekas!«

»Dir soll er ihn nicht geben, sondern mir. Ihr sollt miteinander berathen, was zu thun ist.«

»Ist er ein Häuptling des Rathes im Kampfe gegen die Feinde?«

»Er ist ein kluger Mann. Er hat Donnerpfeil gestern in den Kopf geschnitten und ihm den Verstand und das Gedächtniß wiedergegeben.«

Der Indianer erstaunte.

»Mein Freund Donnerpfeil spricht wieder wie ein vernünftiger Mann?« fragte er.

»Ja. Er wird in wenigen Tagen gesund sein.«

»So ist dieser Sennor Sternau ein großer Arzt, ein kluger Medizinmann, aber ein Krieger ist er nicht.«

»Warum?«

»Hast Du seine Waffen betrachtet?«

»Ja.«

»Hast Du ihn reiten sehen?«

»Ja. Ich sah ihn von weitem kommen.«

»Nun siehe, er sitzt auf seinem Pferde wie ein Bleichgesicht, und seine Waffen glänzen wie Silber; das ist bei einem großen Krieger niemals der Fall.«

»Du willst also nicht mit ihm berathen?«

»Ich bin ein Freund der Hazienda, ich werde es thun, aber es wird keinen Nutzen bringen. Er mag geholt werden und kommen.«

Arbellez ging und trat bald darauf mit Sternau ein. Er hatte diesem unterwegs erzählt, was der berühmte Häuptling gesagt hatte. Sternau begrüßte diesen daher mit einem kleinen Lächeln und erkundigte sich:

»Ich habe gehört, daß Ihr Büffelstirn seid, der größte Häuptling der Miztekas. Ist dies wahr?«

»Ich bin es,« lautete die Antwort.

»Welche Botschaft bringt Ihr uns?«

»Ich sah, bevor ich Euch nach der Hazienda führte, zwölf Bleichgesichter, welche Euch überfallen und tödten wollten; jetzt aber sah ich dreimal so viele Weiße, welche die Hazienda zerstören und alles Lebendige darin morden wollen.«

»Habt Ihr sie belauscht?«


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»Ja.«

»Wann wollen sie kommen?«

»Morgen in der Nacht.«

»Wo befinden sie sich?«

»In der Schlucht des Tigers.«

»Ist diese weit von hier?«

»Nach dem Maße der Bleichgesichter muß man eine Stunde reiten oder über zwei Stunden gehen.«

»Was thun sie jetzt?«

»Sie essen, trinken und schlafen.«

»Ist Wald in der Schlucht?«

»Es ist ein großer, dichter Wald in der Schlucht. Im Walde ist eine Quelle und an dem Wasser liegen sie.«

»Haben sie Wachen ausgestellt?«

»Ich habe zwei Wachen gesehen, die eine am Eingange und die andere am Ausgange der Schlucht. Sie saßen unter dem Baume und blickten gen Himmel.«

»Wie sind die Bleichgesichter bewaffnet?«

»Sie haben Flinten, Messer und Pistolen.«

»Wollt Ihr mich hinführen?«

Bei dieser Frage blickte der Häuptling den Arzt mit sichtlichem Erstaunen an.

»Was wollt Ihr dort?« fragte er.

»Ich will mir die Bleichgesichter ansehen.«

»Wozu? Ich habe sie bereits gesehen. Wer sie sehen will, der muß durch den Wald und im Moose kriechen, und da würdet Ihr Euch Eure schönen, mexikanischen Kleider beschmutzen.« Dies sagte er mit einem beinahe beleidigenden Lächeln, und dann fügte er hinzu: »Und wer zu ihnen geht, sie zu belauschen, den werden sie erschießen.«

»Fürchtet Ihr Euch, mich zu begleiten?« fragte Sternau.

Da blickte ihm der Miztekas verächtlich in das Angesicht und sagte:

»Büffelstirn kennt keine Furcht. Er wird Euch führen, aber er kann Euch nicht helfen, wenn dreimal zwölf Bleichgesichter über Euch herfallen.«

»So wartet!«

Mit diesen Worten entfernte sich Sternau, um sich für den Weg vorzubereiten.

»Dieser Doktor wird sterben!« meinte der Indianer mit großer Bestimmtheit.

»So wirst Du ihn beschützen!« antwortete Arbellez sehr ernst.

»Er hat gesagt, daß er sich vor zwölf Feinden nicht fürchtet: er hat einen großen Mund und eine kleine Hand, er spricht viel und wird nichts thun.«

Damit trat er an das Fenster und blickte hinaus, als ob ihn alles Weitere nichts angehe.

Sternau hatte seine Jägerkleidung mit auf die Reise genommen. Er hatte sie auf der Yacht eingepackt und mit nach Mexiko gebracht und in Mexiko dann hinter sich auf das Pferd geschnallt. Er legte sie an und kam dann zurück.

»Jetzt können wir gehen,« sagte er.

Der Miztekas drehte sich um. Sein Auge fiel auf den Mann, welcher vor ihm stand, und auf seinem Gesichte spiegelte sich sofort das lebhafteste Erstaunen.


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Sternau trug ein Paar elennlederne Leggins, ein festes Jagdhemde, einen breitkrämpigen Hut und hoch heraufgehende Stiefel. Ueber seiner Schulter hingen ein Henrystutzen, mit dem man fünfundzwanzigmal schießen kann, ohne zu laden, und eine doppelläufige Bärenbüchse. In seinem Gürtel steckten zwei Revolver, ein Bowiemesser und ein glänzender Tomahawk. Diese Waffen, außer dem Tomahawk, hatte der Indianer bereits gesehen. Das Aeußere Sternau's war jetzt so durchaus kriegerisch und gebieterisch, daß es recht wohl Bedenken einzuflößen vermochte.

Der Indianer schritt an ihm vorüber und sagte nur das eine Wort:

»Kommt!«

Da er Sporen an den Stiefeln trug, fragte Sternau:

»Seid Ihr beritten?«

»Ja,« antwortete Büffelstirn, noch einen Augenblick stehen bleibend.

»Wollt Ihr nach der Schlucht des Tigers reiten?«

»Ja.«

»Laßt Euer Pferd da, wir werden gehen.«

»Warum?«

»Ein Mann kann sich eher verbergen, als ein Reiter, und ein Pferd verräth sehr leicht Den, dem es gehört. Ich will nicht die Fährte eines Pferdes machen.«

Der Blick des Miztekas leuchtete auf. Er sah ein, daß Sternau recht hatte. Er führte sein Pferd nach der Walde und trat dann mit dem Deutschen hinaus in das Freie. Er schritt mit langsamen, großen Schritten voran, ohne sich umzusehen. Nur einmal, als der Boden sandig war, blieb er stehen und blickte auf die Spur zurück, welche sie gemacht hatten. Es war nur die Spur eines einzigen Mannes, denn Sternau war in die Fußtapfen seines Führers getreten.

»Ugh!« sagte dieser und nickte still mit dem Kopfe.

Der Weg führte erst über von Sandflächen durchbrochenes Waideland, dann über einige mit Kleinholz bewachsene Höhen und endlich in einen tiefen Wald, dessen Bäume so stark waren, daß sich ein Mann ganz gut hinter ihnen verbergen konnte. Jetzt waren sie nun fast zwei Stunden gegangen und Sternau bemerkte, daß der Indianer vorsichtiger wurde; er schloß daraus, daß die Schlucht des Tigers in der Nähe sei. Zum Ueberflusse blieb der Miztekas stehen und sagte leise:

»Sie sind nicht weit von uns; macht keinen Lärm!«

Sternau beantwortete diese Mahnung mit keiner Silbe, mit keiner Miene und folgte seinem Führer schweigend weiter. Endlich legte sich dieser platt auf den Boden und bedeutete ihm, ein Gleiches zu thun. So krochen sie nun leise, ganz leise vorwärts, bis laute Stimmen an ihr Ohr schlugen.

Sie kamen nun in kurzer Zeit an den Rand einer tiefen Schlucht, deren Wände steil abfielen, so steil, daß man sie unmöglich erklettern konnte. Diese Schlucht war vielleicht achthundert Schritte lang und dreihundert Schritte breit. Auf ihrem Grunde schlängelte sich ein Wasser dahin und an dem Ufer desselben lagen, im Grase ausgestreckt, gegen dreißig wohlbewaffnete Gestalten. Sowohl am Ein- als auch am Ausgange der Schlucht saß eine Wache.

Sternau überblickte das in einer Sekunde, dann flüsterte er:

»Ihr habt dreimal zwölf Krieger gesehen?«

»Ja.«


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»Jetzt sind es kaum zweimal fünfzehn. Die Anderen sind fort.«

»Sie werden auf Kundschaft gehen.«

»Oder auf Raub.«

Er horchte hinab. Es wurde so laut gesprochen, daß man ganz deutlich jedes Wort vernehmen konnte. Diese Menschen mußten sich sehr sicher fühlen.

»Und wie viel sollten wir erhalten, wenn wir sie erwischten?« sagte der Eine. »Zehn Pesos der Mann? Das war genug. So viel sind zwei Deutsche und ein Spanier nicht werth.«

Aus diesen Worten hörte Sternau, daß die Rede von ihm und seinen beiden Gefährten war.

»Sie hatten einen anderen Weg eingeschlagen, hole sie der Teufel!« sagte ein Zweiter.

»Warum fluchst Du?« fragte dessen Nachbar. »Ich sage Dir, es ist gut, daß sie uns entgangen sind, denn nun erhalten wir die ganze Hazienda als Beute, allerdings nur unter der Bedingung, daß wir Alles niederschießen, besonders aber den einen Deutschen und den Spanier.«

»Wie nannte der Sennor die beiden Namen?«

»Der Deutsche heißt Sternau und der Spanier Lautreville.«

»Ob wir Männer genug sind, um die Hazienda zu überwältigen? Dieser Arbellez soll gegen fünfzig Vaqueros haben.«

»Narr, wir überraschen sie ja!«

Jetzt wußte Sternau genug. Er war nicht der Mann, unnöthigerweise Menschenblut zu vergießen, hier aber handelte es sich um die Ausrottung einer Räuber- und Mörderbande. Er griff zum Henrystutzen und nahm ihn langsam und vorsichtig von der Schulter.

»Was wollt Ihr thun?« flüsterte der Indianer besorgt.

»Diese Menschen tödten.«

Der Häuptling sperrte den Mund auf.

»So Viele?« fragte er.

»Ja.«

Man sah es dem Gesichte des Indianers an, daß er seinen Begleiter für vollständig verrückt halte. Er wollte sich zurückziehen. Aber Sternau gebot:

»Bleib! Oder fürchtest Du Dich! Ich bin Matava-se, der Fürst des Felsens. Diese Mörder sind alle in unsere Hand gegeben.«

Bei der Nennung dieses Namens fuhr der Indianer vor Schreck halb empor, um eine Bewegung der tiefsten Ehrerbietung zu machen.

»Du bestreichst den Ausgang mit Deiner Büchse. Es darf Keiner entkommen.«

Bei diesen Worten legte Sternau auch die Büchse handgerecht vor sich hin, griff dann wieder zum Stutzen, legte an und senkte das Rohr nach abwärts. Aber er besann sich doch anders.

»Du sollst sehen, wie der Fürst des Felsens seine Feinde besiegt.«

Mit diesen Worten erhob er sich, so daß er von unten vollständig gesehen werden konnte. Er stieß einen lauten Schrei aus, wie die Prairiejäger es thun, wenn sie sich im Urwalde verloren haben, und sofort richteten sich Aller Augen nach ihm empor.


// 924 //

»Hier steht Sternau, den Ihr haben wollt!« rief er hinab.

Seine Stimme schallte im Echo wieder und zugleich krachte sein Stutzen zum erstenmale. Die Briganden waren aufgesprungen und griffen nach ihren Gewehren, welche in der Schlucht zerstreut umher lagen. Aber sobald sich Einer nach dem Gewehre bückte, traf ihn die Kugel aus dem furchtbaren Stutzen des Deutschen und sobald Einer Miene machte, durch den Eingang zu entfliehen, streckte ihn die nächste Kugel nieder.

Die Schüsse fielen so schnell hintereinander, als ob zehn Schützen aus Doppelgewehren feuerten. Auch der Indianer hatte mit seiner Büchse Zwei niedergestreckt, und als Sternau endlich den Stutzen wegwarf und nach der Büchse griff, waren nur noch Zwei übrig. Den Einen schoß er nieder, den Letzten aber wollte er schonen.

»Lege Dich nieder und bewege Dich nicht!« rief er ihm zu. Der Mann gehorchte auf der Stelle.

»Geh hinab zu ihm, während ich ihn von oben bewache,« gebot er dem Häuptling der Miztekas.

Dieser eilte in weiten Sprüngen am Rande der Schlucht dahin, bis er unten am Ausgange die Sohle erreichte und dann den Mann, der noch immer bewegungslos am Boden lag. Nun konnte dieser nicht entkommen, und Sternau folgte nach.

»Stehe auf!« gebot er ihm, als er unten angekommen war.

Der Mann erhob sich. Er zitterte an allen Gliedern. Ein solches Massacre war ihm noch gar nicht vorgekommen.

»Wie viele Männer wart Ihr?« fragte ihn Sternau.

»Sechsunddreißig.«

»Wo sind die Fehlenden?«

Der Mann zögerte mit der Antwort.

»Rede, sonst kostet es Dich Dein Leben!«

»Sie sind nach der Hazienda Vandaqua.«

»Was thun sie dort?«

»Sie besuchen den Sennor.«

»Wer ist der Sennor?«

»Der uns befahl, die Hazienda del Erina zu überfallen.«

»Hat er Euch seinen Namen nicht genannt?«

»Nein.«

»Ach, ich kenne ihn dennoch. Habt Ihr Pferde bei Euch?«

»Ja.«

»Wo sind sie?«

»Sie weiden nicht weit von hier auf einer Lichtung.«

»Wie weit ist es von hier bis zur Hazienda Vandaqua?«

»Drei Stunden.«

»Wann ritten die Leute fort?«

»Vor einer Stunde.«

»Wann wollen sie wiederkommen?«

»Kurz vor Abend.«

»Gut! Führe uns nach der Weide, wo sich die Pferde befinden!«


// 925 //

Sternau lud zunächst seine Gewehre wieder, dann ließ er sich nach der Weide bringen. Hier wurden die drei besten Pferde ausgelesen und nach der Schlucht gebracht. Alle vorhandenen Waffen wurden in Decken gebunden und den Pferden aufgeladen. Sodann wurde auch der Gefangene aufgebunden; die beiden Sieger stiegen auf, und es ging fort, im Schritt durch den Wald, im Trab über die Berge und im Galopp auf der Ebene.

Wie erstaunten die Bewohner der Hazienda, als die kleine Truppe dort anlangte. Sternau hatte seinen Patienten verlassen müssen, daher war sein erster Weg zu diesem. Unterdessen erzählte der Miztekas seinen staunenden Zuhörern, was geschehen war.

»Dieser Arzt ist der größte Held der Prairie,« sagte er. »Er ist Matavase, der Fürst des Felsens. Er hat fast zweimal fünfzehn Feinde getödtet in zwei Minuten, und dennoch ist seine Büchse nicht warm geworden.«

Er war soeben mit seinem Berichte fertig geworden, als Sternau wieder erschien. Er hatte seinen Patienten schlafend gefunden und Emma seine Maßregeln eingeschärft. Alle anderen Bewohner der Hazienda standen im Hofe versammelt. Petro Arbellez trat ihm entgegen und reichte ihm die Hand.

»Sennor, Sie sind ja ein wahrer Teufel!« sagte er. »Aber es ist gut so, denn Sie haben mich von einem fürchterlichen Feinde errettet.«

Sternau nickte nur und erkundigte sich dann:

»Wie weit liegt die Hazienda Vandaqua von hier?«

»Drei Reitstunden.«

»Wie stehen Sie mit dem Besitzer?«

»Er ist mein Feind.«

»Ich dachte es. Dort steckt jetzt Pablo Cortejo, welcher diese Mörderbande gegen Euch gedingt hat. Wir müssen ihn haben. Ihr, Mariano und ich reiten mit zehn Mann hin. Büffelstirn kehrt mit zehn Mann nach der Schlucht des Tigers zurück, um die Pferde und sonstige Beute zu holen, und die Uebrigen bleiben unter Aufsicht meines Freundes Helmers hier zum Schutze der Hazienda, da man nicht wissen kann, was geschieht. Seid Ihr einverstanden?«

Alle die Genannten hatten nichts gegen die Rollen, welche ihnen zugetheilt worden waren, und so dauerte es nicht lange, so ritten die beiden Trupps von der Hazienda ab, ihrem Ziele entgegen.

Die Abtheilung unter Büffelstirn hatte glatte Arbeit. Die Leute erreichten die Schlucht, plünderten die Todten und luden die sämmtliche Beute auf die Pferde, welche sie nach Hause brachten.

Anders war es mit der Abtheilung, welche nach der Hazienda Vandaqua bestimmt war. Diese mußte vorsichtig verfahren. Als man die Grenze überschritten hatte, begegnete ihnen ein Cibolero, der von der Hazienda kam. Sternau ritt an ihn heran und fragte:

»Du kommst von der Hazienda Vandaqua?«

»Ja, Sennor.«

»Ist der Besitzer zu Hause?«

»Er sitzt beim Monte und spielt um silberne Pesos.«

»Mit wem spielt er?«


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»Mit einem fremden Sennor aus der Hauptstadt.«

»Wie heißt dieser?«

»Ich habe den Namen wieder vergessen.«

»Cortejo?«

»Ja.«

»Sind noch andere Fremde bei Euch?«

»Noch sechs Sennores, welche vorhin erst kamen. Sie liegen bei den Vaqueros und spielen auch, aber nicht um silberne Pesos.«

Jetzt galt es nun vor allen Dingen, die richtige Art und Weise zu treffen, Cortejo in die Hand zu bekommen. Einen Hausfriedensbruch zu wagen, davon konnte gar keine Rede sein; dennoch aber stimmte sowohl Sternau als auch Mariano dafür, direct dem Haziendero vor das Haus zu reiten und dann zu sehen, was weiter zu machen sei.

Man hatte noch eine tüchtige Viertelstunde zu reiten, ehe man die Hazienda zu Gesicht bekam, aber vorher schon bemerkte man von Weitem einige dunkle Punkte, welche weit draußen über die Ebene jagten.

Als die Truppe bei der Hazienda ankam, trat ihnen der Besitzer entgegen.

»Ach, Sennor Arbellez,« sagte er, indem ein unbeschreibliches Lächeln um seine Lippen spielte. »Was verschafft mir denn die so seltene Ehre, Herr Nachbar?«

Da drängte Sternau sein Pferd vor und antwortete an Arbellez' Stelle:

»Verzeiht, Sennor! Ich bin hier fremd und suchte Sennor Cortejo in der Hazienda del Erina. Ich erfuhr aber, daß ich zu Euch muß, um ihn zu finden. ist er zu sprechen?«

Das Aeußere Sternaus machte einen solchen Eindruck auf den Haziendero, daß sein Lächeln verschwand. Er erhob den Arm, deutete hinaus in die Ferne und antwortete:

Thut mir leid, Sennor. Cortejo ist vor Kurzem aufgebrochen.«

»Wohin?«

»Ich weiß es nicht.«

Sternau nickte lächelnd vor sich hin. Es war ja leicht erklärlich, daß dieser Mann Cortejo nicht verrathen würde. Es galt nur, zu prüfen, ob er vorher die Wahrheit gesprochen habe, als er sagte, daß Cortejo aufgebrochen sei. Darum fragte Sternau:

»Würde es uns erlaubt sein, für kurze Zeit auf dieser Hazienda zu rasten?«

»Gern,« antwortete der Mann. »Tretet näher, Sennores!«

Diese Einladung war Beweis genug, daß Cortejo nicht mehr anwesend sei.

»Wer waren die Männer, welche da nach Westen hinüber ritten?« fragte darum Sternau.

»Quien sabe - wer weiß es!« antwortete der Haziendero.

Es war seinem listigen, verschlagenen Gesichte recht gut anzusehen, daß er hätte antworten können, wenn er gewollt hätte. Sternau machte also kurzen Prozeß:

»Lebt wohl!« sagte er, indem er sein Pferd drehte. »Wir werden bald wissen, wer es gewesen ist.«

Er sprengte davon, und die Andern folgten ihm.

Sie schlugen ganz dieselbe Richtung ein, in welcher sie den Reitertrupp bemerkt


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hatten; es war die Richtung nach der Schlucht des Tigers. Als sie den Wald erreichten, konnten sie nur sehr langsam vordringen. Die Pferde hinderten das Fortkommen; auch mußten sie eine besondere Vorsicht anwenden, da die Gegner sich versteckt haben konnten, um die Verfolger aus der Verborgenheit heraus niederzuschießen. Sie gelangten jedoch glücklich an den Eingang der Schlucht. Hier ließ Sternau den Trupp halten, um die Spuren zu untersuchen. Er fand, daß die Vaqueros bereits hier gewesen waren; er fand aber auch Spuren, welche aus der Schlucht heraus in westlicher Richtung in den Wald hineinführten. Das war ganz sicher Cortejo mit seinen Leuten gewesen, und nun galt es, zu erfahren, wohin derselbe sich begeben habe.

Aus diesem Grunde folgte Sternau mit seinen Leuten diesen Spuren. Dieselben führten immer tiefer in den Wald hinein, schlugen dann eine südliche Richtung ein und traten dann in derselben aus dem Walde hinaus in die baumlose Ebene.

Zur größeren Sicherheit folgte man den Spuren noch bis gegen Abend und überzeugte sich während dieser Zeit, daß die Verfolgten die Absicht hatten, sich nach dem kleinen Städtchen El Oro zu begeben. Dann hielt man beruhigt wieder inne.

»Wir können umkehren,« sagte Sternau. »Diese Leute sind uns ungefährlich, wenigstens für einige Zeit. Sie haben eine Lehre erhalten, welche sie sich merken werden.«

»Ich werde Anzeige erstatten,« bemerkte der Haziendero.

»Was wird dies Ihnen helfen?«

»Nichts; ich weiß es wohl. Dieses von der Natur so reich gesegnete Land ist doch eins der unglücklichsten der Erde. Es wird von Parteien zerspalten und zerrissen; der Eine ist gegen den Andern; Gerechtigkeit ist nicht zu finden; es gilt das Recht entweder des Schlechteren oder des Stärkeren, und wer Genugthuung haben will, der muß sie sich selbst nehmen. Ja, laßt uns zurückkehren. Der Anschlag, welcher gegen uns gerichtet war, ist niedergekämpft worden, und man wird uns nicht so bald wieder beunruhigen.«

Sie erreichten die Hazienda del Erina, als es bereits längst dunkel geworden war.

Was Cortejo betrifft, so war er allerdings in der benachbarten Hazienda gewesen. Um seinen Zweck zu erreichen, hatte er eine der herumziehenden Freibanden, auf welche er zufällig traf, in seinen Sold genommen. Diese Leute hatten zunächst die Aufgabe, Sternau und seine Begleiter unterwegs zu überfallen und zu tödten, und als dies nicht gelang, da die Bedrohten von Büffelstirn gewarnt und sicher nach ihrem Ziele gebracht worden waren, so wurde der Ueberfall der Hazienda beschlossen.

Man begab sich in die Nähe derselben, in die Schlucht des Tigers, welche Einigen der Freischärler bekannt war; dort jedoch wurden sie wieder von Büffelstirn belauscht und dann gar von diesem und Sternau ohne Gnade und Barmherzigkeit niedergemacht.

Cortejo fühlte sich zu vornehm, als daß er seinen Aufenthalt bei diesen Leuten hätte nehmen mögen; darum besuchte er die benachbarte Hazienda, von deren Besitzer er wußte, daß er dem braven Petro Arbellez feindlich gesinnt sei. Dort kam


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ihm die Kunde, daß man nach der Gegend der Schlucht des Tigers ein heftiges Schießen gehört habe, und er brach schnell auf, um sich zu überzeugen, wem dasselbe gegolten habe.

Als er die Schlucht erreichte, waren die Vaquero's unter Anführung Büffelstirns mit ihrer Beute bereits wieder unterwegs, und er fand daher nur die nackten, ausgeblünderten Leichen seiner Verbündeten. Im höchsten Schrecken sprang er vom Pferde und untersuchte die Schlucht.

»Sie sind von der Hazienda del Erina hier gewesen,« sagte er zu seinen Begleitern. »Man hat erfahren, was wir beabsichtigten und unsere Leute überfallen. Sehen wir rasch nach unseren Pferden!«

Als sie den Ort erreichten, an welchem die Thiere sich auf der Weide befunden hatten, war keins derselben mehr vorhanden.

»Fort, Alles fort!« rief Cortejo. »Diese Leute haben sich ganz gewiß nach Allem genau erkundigt und wissen, daß wir fort waren und hier eintreffen werden. Sie werden also wiederkommen oder haben uns bereits einen Hinterhalt gelegt. Wir müssen fliehen, und zwar schnell, sogleich!«

»Ohne uns zu rächen?« fragte finster einer der Männer.

»Wir werden uns rächen, aber erst dann, wenn wir Aussicht auf Erfolg haben.«

»Und wohin reiten wir?«

»Dahin, wo wir am Schnellsten vor Kampf und Verfolgung sicher sind, also nach der nächsten Stadt.«

»Also nach El Oro?«

»Ja. Aber wir reiten nicht direct, sonst könnten sie uns dorthin folgen. Wir machen einen Umweg.«

»Gut. Wir thun Euch Euren Willen, aber wir bedingen uns aus, daß wir uns dann rächen werden. Wir haben die Verpflichtung, den Tod unserer Kameraden quitt zu machen.«

»Diesen Willen sollt Ihr haben.«

Cortejo sprach diese Worte aus, ohne daß er es gewußt hätte, wie es ihm möglich sei, sein Versprechen zu erfüllen. Er sah ein, daß sein Vorhaben vollständig verunglückt sei und daß man auf der Hazienda del Erina die Augen offen halten werde. Für die nächste Zeit war nichts zu machen; das glaubte er mit aller Gewißheit annehmen zu können.

Sie schlugen also einen Umweg nach Westen zu ein und wandten sich erst wieder nach Süden, als sie den Wald fast hinter sich hatten. Das nahm eine bedeutende Zeit weg, und als sie in die Nähe von El Oro gelangten, war es bereits Nacht geworden.

Die Pferde traten sicherer auf als vorher, denn sie fühlten jetzt einen gebahnten Weg unter ihren Hufen. Es war der Weg, welcher nach dem Städtchen führte. Einige Lichter schimmerten ihnen entgegen, und oben tauchte das erste Haus aus dem Dunkel vor ihnen auf, als sie von einer barschen Stimme angerufen wurden.

»Wer da?« ertönte die Frage.

»Was soll das?« fragte Cortejo.

»Was das soll? Eine Antwort will ich haben!«


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»Wer seid Ihr?«

»Donnerwetter, merkt Ihr das nicht? Dann seid Ihr ungeheuer dumm. Eine Schildwache bin ich, verstanden! Und wissen will ich, wer Ihr seid und was Ihr hier wollt!«

»Eine Schildwache? Macht keinen Spaß!« sagte Cortejo. »Ich möchte wissen, weshalb man hier eine Schildwache herstellte?«

»Ihr werdet sogleich sehen, ob ich zum Spaße oder zum Ernste hier stehe!« antwortete der Mann mit drohender Stimme. »Also, wer da?«

»Gut Freund!« lachte Cortejo. »Laßt uns weiter!«

Da zog der Mann ein Pfeifchen aus der Tasche und blies hinein. Ein heller Pfiff ertönte.

»Was thut Ihr da?« fragte Cortejo.

»Ihr hört es ja. Ich gebe ein Signal.«

»Macht keine Faxen!«

Mit diesen Worten wollte Cortejo den Mexikaner zur Seite schieben, dieser jedoch schlug sofort sein Gewehr auf ihn an und rief:

»Zurück! Bleibt halten, sonst jage ich Euch eine Kugel durch den Kopf! Ihr habt zu warten, bis Leute kommen. El Oro steht unter Belagerungszustand.«

»Ach! Seit wann?«

»Seit zwei Stunden.«

»Und wer hat es unter diesen Zustand gestellt?«

»Sennor Juarez.«

Dieser Name übte eine sofortige Wirkung. Die Männer, welche Cortejo begleiteten, hatten Miene gemacht, den Posten einfach über den Haufen zu reiten, jetzt aber drängten sie ihre Pferde zurück. Auch Cortejo stieß einen Ruf der Ueberraschung aus.

»Juarez!« rief er.

»Ist er hier in El Oro?«

»Ihr hört es ja!«

»O, das ist etwas Anderes; ich werde mich fügen! Da kommen schon Eure Kameraden.«

Auf den Pfiff des Postens war ein zweiter als Antwort erschollen und jetzt nahten einige sehr gut bewaffnete Männer, von denen der Eine, ihr Anführer, fragte:

»Was giebt es, Hermillo?«

»Diese Männer wollen in die Stadt.«

»Wer ist es?«

»Sie haben den Namen noch nicht gesagt.«

»So werden sie mir ihn wohl nennen.«

»Ich heiße Cortejo,« sagte dieser, »und bin aus der Hauptstadt. Jetzt befinde ich mich auf dem Rückwege nach derselben und wollte in El Oro übernachten.«

»Gehören die Andern zu Euch?«

»Ja.«

»Was seid Ihr?«

»Ich bin Verwalter der Besitzungen des Grafen Rodriganda.«

»Ach, auch so ein vornehmer Blutsauger! Kommt, und folgt mir!«


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Diese Worte wurden in einem nicht sehr freundschaftlichen Tone gesprochen.

»Ich werde doch vielleicht vorziehen, weiter zu reiten,« sagte Cortejo schnell.

Er fand keinen Wohlgefallen an seiner gegenwärtigen Lage; sie konnte ihm muthmaßlicher Weise von keinem Vortheile sein; daher machte er die letzte Bemerkung.

»Das geht nicht,« antwortete der Mann. »Ihr seid bis an unsere Vorposten gekommen und dürft nun nicht mehr zurück. Vorwärts!«

Jetzt folgte Cortejo. Es war kein großes Wagestück, auf dem Pferde in der Finsterniß der Nacht zu entkommen, aber Cortejo war kein Held; er zog es vor, zu gehorchen.

Der Patrouillenführer geleitete sie in das Städtchen, welches nur aus wenigen Häusern bestand, heute aber sehr belebt war. Ueberall erblickte man angehängte Pferde, deren Reiter sich bei den Einwohnern des Ortes gütlich thaten.

Juarez ist derselbe, welcher in dem traurigen Schicksale des Kaisers Maximilian von Mexiko später eine so hervorragende Rolle spielte. Er war jetzt noch nicht Präsident sondern nur ein Parteiführer, doch besaß er bereits genug Berühmtheit, um gefürchtet zu werden. Er war kein Weißer, sondern ein Indianer. Man wußte, daß er verwegen, listig und grausam sei; aber er besaß einen unerschütterlichen Charakter und einen Willen, der fast genug war, in den politischen Wirrwarr des Landes Klarheit und Festigkeit zu bringen.

Er hatte sein Quartier im besten Hause des Städtchens aufgeschlagen. Dorthin wurde Cortejo mit den Seinen geführt. Vor dem Eingange hielten vier bewaffnete Fahnenreiter mit gezogenen Degen Wache. Cortejo stieg mit den Seinen vom Pferde und gelangte mit seinem Führer in das Innere des Hauses. Dort wurde er sofort in ein großes Gemach geleitet, in welchem man soeben beim Abendbrode saß.

Am oberen Ende der Tafel präsidirte Juarez, der Indianer. Er trug sein Haar damals ganz kurz geschoren, so daß man den eckigen Bau seines mächtigen Schädels deutlich bemerken konnte. Er war sehr einfach gekleidet, einfacher als alle die Herren seiner Umgebung, aber selbst ein Fremder hätte ihm angesehen, daß er ihrer aller Herr sei.

»Was ist's?« fragte er kurz, als er die Eintretenden bemerkte.

»Diese Leute sind vom Posten angehalten worden,« antwortete der Wachthabende.

Das dunkle Auge des Indianers richtete sich mit stechender Schärfe auf Cortejo.

»Wer seid Ihr?« fragte er.

»Ich heiße Cortejo, bin der Verwalter des Grafen de Rodriganda und wohne in Mexiko,« antwortete Cortejo.

Juarez sann einen Augenblick nach und fragte dann weiter:

»Des reichen Spaniers Rodriganda, dem auch die Hazienda del Erina gehörte?«

»Ja.«

»Wo wollt Ihr hin?«

»Heim nach Mexiko.«

»Und wo kommt Ihr her?«

»Von der Hazienda Vandaqua.«

»Was habt Ihr dort gethan?«


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»Den Haziendero besucht.«

»In welcher Angelegenheit?«

»Aus Freundschaft.«

Die Augenbrauen Juarez' zogen sich finster zusammen, und er stieß die Frage hervor:

»Ach, Ihr seid sein Freund?«

»Ja,« antwortete Cortejo unbefangen.

»So seid Ihr der meinige nicht. Dieser Mensch ist ein Anhänger von Miramon.«

Cortejo erschrack. Miramon war der Präsident von Mexiko, und Juarez trachtete nach der Präsidentschaft. Er zog im Lande umher, um sich Anhänger zu sammeln, und vernichtete dabei rücksichtslos Denjenigen, welcher sich ihm nicht ergeben zeigte.

»Ich habe ihn nach seiner politischen Ansicht niemals gefragt.«

Mit diesen Worten wollte Cortejo sich vertheidigen, schien aber seine Lage nicht verbessert zu haben, denn es traf ihn ein Blitz aus den dunklen Augen. Die Lippen Juarez' zogen sich auseinander, so daß man die weiß glänzenden Zähne erblickte, etwa wie bei einem Zähne fletschenden Kettenhunde, und dann meinte er:

»Das macht mir nicht weiß! Wo Zwei beieinander sind, da wird von Politik gesprochen; das bringt der gegenwärtige Stand der Verhältnisse mit sich. Uebrigens weiß ich, daß auch Ihr ein Anhänger von Miramon seid.«

Das klang noch bedrohlicher als vorher, und Cortejo beeilte sich daher, sich zu vertheidigen. Er sagte:

»Das muß ein Irrthum sein, Sennor. Ich habe den Parteien stets fern gestanden.«

»So seid Ihr weder warm noch kalt, und das ist noch schlimmer. Uebrigens habe ich gehört, daß Graf Rodriganda auf bloßen Wunsch hin ein ganzes Detachement Lanzenreiter erhalten hat, um sich die Hazienda del Erina zu unterwerfen. Muß er da nicht Freund des Präsidenten sein?«

»Er vielleicht, aber doch nicht ich!«

»Pah! Wie der Herr, so der Diener. Ich werde mit Euch vorsichtig sein und Euch, so lange ich nicht vom Gegentheile überzeugt bin, als Spion betrachten.«

»Sennor, der bin ich nicht!« stieß Cortejo ängstlich hervor.

»Das wird sich finden. Ihr kommt mir verdächtig vor. Von Mexiko bis nach der Hazienda Vandaqua macht man keinen bloßen Freundschaftsbesuch!«

»Aber, Sennor, ich habe gar nicht gewußt, daß Sie in El Oro sind!«

»So haben Sie es erfahren wollen. Oder liegt El Oro etwa auf dem Wege von der Hazienda nach Mexiko? Weshalb dieser Umweg?«

Cortejo konnte eine Verlegenheit nicht verbergen.

»Ihr schweigt?« fuhr der Indianer fort. »Gut, ich lasse Euch einsperren, und morgen wird sich die Wahrheit finden.«

»Ich bin unschuldig!« betheuerte Cortejo.

»Das wird gut für Euch sein! Jetzt aber fort mit Euch!«

Da erhob sich unter den an der Tafel Sitzenden eine Stimme:

»Sennor Juarez, erlaubt! Haltet Ihr mich für einen aufrichtigen Freund?«


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Der Sprecher war ein großer, ungewöhnlich stark gebauter Mexikaner. Seine Gestalt fiel umso mehr auf, als die Bewohner Mexikos gewöhnlich kleiner Statur sind.

»Welche Frage, Sennor Verdoja!« antwortete Juarez. »Hätte ich Euch zum Kapitän meiner Leibwache gemacht, wenn ich Euch nicht traute? Was wollt Ihr mit dieser Frage?«

»Ich möchte Euch bitten, den Worten Cortejo's zu glauben!« sagte der Große.

Cortejo hatte in seiner Befangenheit die Einzelnen noch gar nicht näher gemustert und also auch diesen Mann nicht beachtet; aber bei dem tiefen, rauhen Klange seiner Stimme zog der Ausdruck einer freudigen Ueberraschung über sein Gesicht. Er fühlte sich gerettet, denn er kannte seinen Fürsprecher.

Verdoja war zwar kein Millionär, aber doch ein ziemlich wohlhabender Grundbesitzer. Er besaß im Norden des Landes ein weitläufiges Weidegebiet und war dort der Nachbar Rodriganda's. Auch der Graf hatte dort eine Besitzung. Es befanden sich auf derselben alte Quecksilbergruben, und deshalb hätte Verdoja dieses Besitzthum gern an sich gebracht, aber Graf Ferdinando hatte nicht verkaufen wollen.

»Wieso? Kennt Ihr ihn?« fragte ihn Juarez.

»Ja,« lautete die Antwort.

»Ihr haltet ihn nicht für gefährlich?«

»Nein, im Gegentheil, er ist Euer Freund. Ich garantire für ihn!«

Juarez musterte Cortejo nochmals aufmerksam und sagte dann:

»Wenn Ihr garantirt, so mag es gehen. Aber Ihr seid verantwortlich für Alles.«

»Gern, Sennor!«

Da wendete sich Juarez zu Cortejo:

»Wer sind die Männer bei Euch?«

»Es sind meine Begleiter, brave Leute, die Keinem etwas thun.«

»Sie können abtreten und sich ein Lager suchen. Ihr aber mögt mit uns essen. Ich übergebe Euch an Sennor Verdoja. Ihr habt gehört, daß er verantwortlich für Euch ist, und ich hoffe, daß Ihr ihn nicht in Schaden bringt!«

Somit hatte sich die erst so gefährlich aussehende Angelegenheit zum Besten gewendet. Man machte Cortejo Platz am Tische; er kam neben Verdoja zu sitzen und theilte das Abendbrot des berühmten oder vielmehr berüchtigten Indianers Juarez, welcher berufen war, Präsident von Mexiko zu werden und einem Oesterreichischen Erzherzoge die Kaiserkrone vom Kopfe zu stoßen.

Das Mahl war nicht fein, aber desto mehr substantiös. Es wurden Speisen und Getränke in Menge vertilgt, und als man fertig war, konnte kein Einziger mehr sagen, daß er nüchtern sei. Nur Juarez allein war so mäßig gewesen wie die Indianer es gewöhnlich sind. Er hob die Tafel auf und zog sich zurück.

Dies war das Signal zum Aufbruche, und nun erst konnten Verdoja und Cortejo ungestört miteinander sprechen. Der Erstere nahm den Letzteren unter den Arm und verließ mit ihm das Haus.

»Ihr werdet bei mir schlafen,« sagte er. »Ich hoffe, daß es Euch nicht unangenehm ist, mein Quartier zu theilen!«


// 933 //

»Ich bin im Gegentheil sehr erfreut darüber,« antwortete Cortejo. »Nehmt übrigens meinen Dank für Eure Befürwortung, Sennor Verdoja. Ohne dieselbe hätte ich heute Nacht vielleicht nicht sehr bequem geschlafen.«

»Höchst wahrscheinlich. Ich erschrak förmlich, als ich hörte, daß Ihr auf der Hazienda Vandaqua gewesen seid; denn dieser gilt ja, im Vertrauen gesagt, unser Besuch.«

»Ist's möglich!«

Cortejo erschrak jetzt nachträglich so, daß es ihm war, als habe er einen Schlag erhalten. Er kannte den Ruf des Indianers und bemerkte jetzt, daß sein Leben an einem Haare gehangen habe.

»Ja, es ist so,« antwortete der Hauptmann. »Ich sollte es Euch allerdings nicht sagen, denn es ist bis jetzt noch Geheimniß. Aber was zum Teufel habt Ihr denn auf dieser Hazienda zu thun gehabt? So viel ich weiß, ist Euch dieser Nachbar doch niemals recht gewogen gewesen!«

»Das ist anders geworden, Sennor Verdoja. Er ist mein Nachbar nicht mehr!«

»Nicht? Wie geht das zu?«

»Die Hazienda del Erina gehört uns nicht mehr.«

»Wem sonst? Habt Ihr verkauft?«

»Nein. Petro Arbellez hat sie geerbt.«

»Donnerwetter! Vom Grafen Ferdinando?«

»Ja.«

»Da schlage das Wetter drein! Mir verkaufte er den Fetzen Landes, den ich haben wollte, nicht, und hier verschenkt er einen Flächenraum von zwanzig geographischen Quadratmeilen. Doch, darüber sprechen wir weiter. Tretet ein; ich wohne hier.«

Sie waren an ein anderes Haus gekommen, dessen Thür bei ihrem Nahen geöffnet wurde. Die Eigenthümer der Wohnung ließen sich nicht sehen. Verdoja hatte das beste Zimmer inne; sein Lager war bereitet und auf dem Tische war ein Mahl aufgetragen.

»Essen werden wir wohl nicht,« sagte er. »Hier in dem Bette schlafe ich, und ihr müßt mit meiner Hängematte zufrieden sein, die wir aufmachen werden.«

»Ich bin zufrieden; genirt Euch nicht, Sennor,« meinte Cortejo.

Die Hängematte wurde befestigt und Cortejo nahm in derselben Platz. Der Hauptmann setzte sich auf sein Bette, streckte dem Anderen eine Cigarrette hin, steckte sich selbst eine an und fragte dann:

»Wie ich hörte, ist Graf Ferdinando gestorben?«

»Allerdings.«

»Und Alfonzo ist Erbe?«

»Ja.«

»Er befindet sich in Spanien?«

»Seit einiger Zeit.«

»So habt Ihr die Verwaltung seiner hiesigen Ländereien ganz allein über?«

»Ja.«

»Das will ich Euch gönnen, Sennor Cortejo!« lachte Verdoja cynisch. »Ihr


// 934 //

sitzt nun im Rohre und werdet Euch Pfeifen schneiden. Könnte dabei nicht vielleicht Etwas für mich abfallen, mein lieber Cortejo?«

»Ihr meint in Bezug auf das Quecksilberland?«

»Ja, natürlich.«

»Hm, darüber läßt sich jetzt vielleicht besser sprechen als früher. Aber sagt mir zunächst einmal, was Juarez auf der Hazienda Vandaqua will!«

»Er will dem Haziendero an den Kragen.«

»Alle Teufel! Warum?«

»Er ist von ihm verrathen worden.«

»In wiefern?«

»Das darf ich nicht sagen, aber so viel ist sicher, morgen um diese Zeit lebt der Haziendero nicht mehr. Juarez kennt keine Gnade und Nachsicht. Uebrigens werde ich dabei Eure Hazienda del Erina auch schon zu sehen bekommen.«

»Ah! In wiefern?«

»Weil ein Theil von uns dort Quartier nimmt.«

»Hm!« brummte Cortejo. »Und Ihr mit?«

»Ja.«

Cortejo blickte still vor sich hin, und der Hauptmann, dem dies auffiel, fragte ihn:

»Worüber denkt Ihr nach, Sennor?«

»Ueber das Quecksilberland,« lächelte Cortejo.

»Wieso? Wollt Ihr den Grafen Alfonzo bereden, daß er es mir verkauft?«

»Nein, sondern ich will etwas thun, was Euch noch bedeutend lieber sein wird.«

»Was? Ihr macht mich neugierig.«

»Die Besitzung, welche Ihr das Quecksilberland zu nennen beliebt, liegt Euch bequem?«

»Natürlich. Sie liegt ja an meiner Grenze.«

»Graf Ferdinando verkaufte sie nicht, weil er meinte, daß dort ein ungeheurer Metallreichthum liege.«

»Er irrt sich!«

»Pah! Ihr wißt ebenso gut wie ich, daß er recht hat, Sennor Verdoja. Wie viel bietet ihr für das Land?«

»Wollt Ihr verkaufen?« fragte Verdoja schnell.

»Zunächst will ich wissen, wie viel Ihr bietet.«

»Hm, viel wird es nicht sein. Es ist kein Weideland, und gerade dies brauche ich nothwendig.«

»Geberdet Euch nicht wie ein Jude, der den Gegenstand tadelt, den er zu haben wünscht. Wir kennen uns seit längerer Zeit, und ich glaube, daß wir aufrichtig miteinander reden können. Also sprecht!«

»Es ist, wie gesagt, kein Weideland. Es besteht aus schroffen, unbewachsenen Höhen und tiefen, vegetationslosen Schluchten: aber es liegt in meiner Nachbarschaft, und darum würde ich vielleicht hunderttausend Pesos bieten.«

Cortejo stieß ein Lachen aus und sagte:

»Ihr seid hunderttausendmal nicht klug.«


// 935 //

»Warum meint Ihr das, Sennor?«

»Das Besitzthum wurde vom Grafen mit fünfmalhunderttausend Pesos gekauft und ist, wie es jetzt liegt, wenigstens viermal so viel werth.«

»Das sind Ansichten!«

»Bewahrheitet sich aber meine Vermuthung, daß dort neben dem Quecksilber auch noch die edlen Metalle zu finden sind, so ist es mit fünf Millionen nicht bezahlt, denn es wird eine Rente bringen, die sich nicht nur auf Hunderttausende, sondern vielleicht auf eine Million beziffern kann.«

»Ihr phantasirt!«

»Ich sage meine nüchterne Ansicht, spreche aber allerdings nicht von der Gegenwart, sondern von der Zukunft und gehe dabei von der Voraussetzung aus, daß jener Landestheil eine zahlreiche Arbeiterbevölkerung erhält.«

»Aber Voraussetzungen pflegt man nicht mit zu bezahlen!«

»Ich weiß das. Ich stelle Euch das übrigens nicht in egoistischer, sondern nur in einer sehr wohlmeinenden Absicht vor.«

»Donnerwetter, seit wann seid Ihr da auf einmal so wohlmeinend geworden?«

»Seit heute. Ihr wißt, daß ich zu rechnen verstehe, aber Ihr habt mir heute einen großen Dienst erwiesen. Ohne Euch wäre ich vielleicht erschossen worden, und darum will ich wegen des Quecksilberlandes einmal nicht so mit Euch rechnen.«

Der Hauptmann zog eine spöttische Miene und sagte:

»Ihr wollt mir die Besitzung doch nicht etwa schenken?«

»Ja,« antwortete Cortejo.

Verdoja sprang vom Bette auf.

»Was sagt Ihr da?« rief er.

»Was Ihr gehört habt: daß ich Euch dieses schöne Quecksilberland geradezu schenken will.«

Der Andere ließ sich wieder auf sein Bett nieder und sagte kalt:

»Unsinn! Das klingt ja ganz ungeheuerlich!«

»Und dennoch ist es wahr!«

»Hört, Cortejo, was würdet Ihr thun, wenn es mir einfiele, Euch beim Worte zu nehmen?«

»Ich würde es halten.«

»Hört, jetzt seid Ihr hunderttausendmal nicht klug, wie Ihr vorhin zu mir sagtet!«

»Dieses scheint nur so, ich weiß ganz genau, was ich sage.«

Jetzt wurde Verdoja ungeduldig.

»So redet im Ernste und erlaubt Euch keinen so albernen Scherz mit mir!« sagte er.

»Ich spreche ja im Ernste, Sennor.«

»Aber, beim Teufel, ein solches Land verschenkt ja kein halbwegs vernünftiger Mensch!«

»Wenigstens nicht ohne anderweitige Absicht und Berechnung.«

»Ah, jetzt kommt die Erklärung! Ihr habt also eine Absicht und Berechnung dabei?«

»Natürlich!«


// 936 //

»Darf man dieselbe kennen lernen?«

»Versteht sich! Es handelt sich nämlich um einen kleinen Dienst, den Ihr mir leisten sollt.«

»So redet! Ich bin begierig, zu erfahren, für welchen Dienst ich eine solche Gratification erhalten soll.«

»Hm, man muß dabei ein Wenig vorsichtig sein. Wir kennen uns zwar und dürfen uns also Vertrauen schenken. Ich weiß, daß Ihr tüchtige Körperkräfte besitzet - -«

»Allerdings. Aber was hat dies hierbei zu thun?«

»Daß Ihr ein tüchtiger Schütze und Fechter seid - -«

»Freilich! Auch meinen Dolch weiß ich zu führen.«

»Das ist es, was ich brauche. Auch nehme ich an, daß Ihr Euch stets in einer guten Uebung erhalten habt - -«

»Gewiß,« lachte der Hauptmann noch. »Es hat Mancher, der mit mir anzubinden wagte, in das Gras beißen müssen.«

»Nun, so stehen Eure Aktien so ziemlich gut. Es handelt sich nämlich um einige Personen, welche mir im Wege stehen.«

»Ah!« rief der Hauptmann. »Meint Ihr einen solchen Dienst, Sennor Cortejo?«

»Allerdings.«

»Ihr wollt mich als Meuchelmörder dingen?«

»Nein. Ich will Euch nur auf einige Leute aufmerksam machen, mit denen Ihr sonst sehr leicht in Streit gerathen könnt. Und dann würdet Ihr Euch, so weit ich Euch kenne, wohl zu helfen wissen.«

»Ich denke es. Also wenn diese Leute mit mir anbinden würden und sich dabei eine Kugel oder einen guten Stich oder Hieb holten, so - hm?«

»So würde ich Euch das Quecksilberland schenken.«

»Donnerwetter! Ist's wahr?« fragte Verdoja ganz begeistert.

»Gewiß.«

»Aber das Land gehört Euch nicht, es gehört dem Grafen Alfonzo de Rodriganda.«

»Er würde beistimmen.«

»Ihr wollt sagen, daß er die Schenkungsurkunde unterzeichnen würde?«

»Ja, gerade dies und nichts Anderes will ich sagen, Sennor Verdoja.«

»So wünsche ich nichts sehnlicher, als daß ich diese Leute treffe.«

»Nichts leichter als das. Vielleicht seht Ihr sie bereits am morgenden Tage.«

»Wo?«

»Auf der Hazienda del Erina.«

»Alle Teufel! Ihr meint doch nicht etwa gar den alten Sennor Petro Arbellez?«

»Nein, sondern seine Gäste. Es befinden sich nämlich einige Männer bei ihm, die ich gern im Himmel oder meinetwegen auch in der Hölle wissen möchte.«

»Wer sind sie?«

»Da ist zunächst ein deutscher Arzt, welcher Doktor Sternau heißt.«

»Schön. Ich werde mir diesen Namen merken.«


Ende der neununddreißigsten Lieferung - Fortsetzung folgt.



Karl May: Waldröschen

Karl May – Forschung und Werk