Thomas Math hat geschrieben:
Was die wuesten Vermutungen angeht so sind die leider gut dokumentiert.Ich verweise hier auf "Aufzeichnungen aus dem NKWD .13.12.1937 oder das exzellente Buch Herbert Wehner in Moskau 1937,Hamburg 2004.Auch einen gut recherchierten Artikel des dt.Magazins "Spiegel" gibt es darueber.
So hat Wehner den juedischen Kommunisten Helmut Weiss denunziert,der darauf 10 Jahre im Gulag verschwand, desweiteren denunzierte er 1937 waehrend seiner Moskauerzeit 17 weitere sogenannte Abweichler von der stalinistischen Parteilinie. Und denunziert zu werden unter Stalin kam oft Folter und Tod gleich.
Ausserdem ist bekannt das die Lebensspanne dt.Exilkommunisten unter Stalin ziemlich kurz war,Wehner hat ueberlebt,warum wohl ?
Im Gegensatz dazu ist es eine voellig freie Behauptung,dass Wehner eigenes Geld zum Freikauf von DDR-Haeftlingen benutzt hat und nicht nur Steuermittel.
Was im uebrigen ist daran gut zwar den Tyrannen Hitler bekaempft zu haben aber den noch groesseren
Tyrannen Stalin jahrelang unterstuetzen ?
Wenn man schon die Biografie abrunden will,dann muss man auch erwaehnen,das der gute Wehner in Schweden (war neutral damals) wegen Spionage im Zuchthaus sass.
Auch dies ist so nicht (zumindest) unumstritten, siehe z.B.
Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.09.2004
Dieses Buch hat Herbert Wehner "nicht verdient", wettert Rezensent Hermann Weber, für den der alleinige Zweck dieser Studie Reinhard Müllers in der "Verunglimpfung" des Politikers liegt. Müller wolle auf der Grundlage einer "Expertise" für Moskau von 1937 die Verstrickung Wehners in die Verfolgung und Ermordung deutscher Trotzkisten nachweisen. Dabei versucht er, mittels Dokumenten, die "seit 10 Jahren bekannt" seien, "ein Leben voller Brüche glatt zu bügeln" und Wehner auf einen "Verräter" zu reduzieren, ereifert sich der Rezensent. Er protestiert gegen die "unseriöse Methode" des Autors, wirft ihm vor, mit längst entkräfteten Vorwürfen aufzuwarten und ärgert sich über die in dem Buch als Tatsachen dargestellten Spekulationen, die auch durch eine "Überfülle an Details und Namen" sowie vielen Fußnoten auch nicht glaubwürdiger würden. Dabei räumt Weber ein, dass Wehner 1937 als treuer Stalinanhänger durchaus "Mittäter" war. Doch anstatt als "Antreiber oder gar Initiator" der Verhaftungswelle, wie der Autor Wehner zeichnet, will der empörte Rezensent den Politiker als "eines der vielen Schräubchen" im stalinistischen Terror verstanden wissen und verurteilt deshalb dieses nach seiner Einschätzung vollkommen "verzerrte Wehner-Bild" aufs schärfste.
Dass er dann in Schweden wegen Spionage verurteilt wurde, hing wohl damit zusammen, dass er sich einen (mehr oder weniger) gefahrlosen "Abgang" aus Moskau verschaffte indem er vorgab (?) in Schweden nach trotzkistischen Abweichlern zu suchen.
Ich finde immer wieder erstaunlich, dass man sich ausgerechnet Wehner als Sündenbock herausgesucht hat, während gegen andere Kommunisten, die bis 45 in Moskau waren und dann für ihre Linientreue von Stalin belohnt wurden (ich meine damit hauptsächlich die Gruppe um Walter Ulbricht) solche Vorwürfe kaum geäußert wurden.
Im übrigen war es gut den Tyrannen Hitler und die Nazis zu bekämpfen und es war schlecht den Tyrannen Stalin zu unterstützen, aber es ist ein Fehler (so meine ich) dies gegeneinander aufrechnen zu wollen.
Helmut